Hallo zusammen,
nachfolgend einige Informationen und ganz frische Erinnerungen an unseren Sommerurlaub am Kleinen Belt. Vielleicht ist das auch eine Anregung für alle Trailerbesitzer, einmal Richtung Dänemark zu fahren.
Der Kleine Belt ist - ganz grob gesagt - die Meerenge zwischen Jütland (dem dänischen Festland) und der (drittgrößten dänischen) Insel Fünen. So gesehen erstreckt er sich von Nordborg auf der Insel Alsen im Süden bis nach Fredericia an der Ostküste Jütlands im Norden. Besonders reizvoll muss die Strecke zwischen Assens und Middelfart sein - die kommt aber erst im Oktober beim Herbsttörn dran.
Im Kleinen Belt liegen einige schöne Inseln (wobei grundsätzlich alle dänischen Inseln schön sind), z.B. Årø, Bågø, Brandsø und Fænø. Einige davon sind bewohnt, andere sind einfach nur "Insel".
Für unsere VA18 ist das Revier grundsätzlich gut geeignet. Man ist immer irgendwo in Küstennähe und kann so bei stärkerem Wind etwas Landabdeckung suchen. Die Boote mit Flachkiel können darüber hinaus dicht unter Land laufen und sich so den entscheidenden Vorteil beim Höhekneifen verschaffen - wir wenden halt immer erst spät.
Wir kannten die Gegend bereits von Land her und waren nun gespannt, wie das ganze sich seeseitig darstellen würde. Als Ausgangsbasis haben wir die Marina in Assens gewählt. Eine kleine, gemütlich Stadt an der Westküste Fünens, ungefähr auf halber Höhe der Insel.
Der Service in Assens ist mustergültig: Sehr nette Hafen- und Kranmeister mit einem offenen Ohr für alle Belange, beste Beratung zur günstigsten Variante des Liegeplatzes, kostenloses Parken des Trailers vor dem Büro und somit im Blickfeld des Hafenmeisters sowie ein bestens ausgestatteter Zubehörladen mit allem, was man braucht oder auch nicht braucht. Selbst so "exotische" Dinge wie Smartpins für die Wantenspanner sind in allen möglichen Größen zu wahrhaft günstigen Preisen vorrätig. Und auch hier wird man nett beraten und man kann einen Klönschnack zu Wind, Wetter und Gott und der Welt halten.
Am Montag nach der Anreise konnten wir kranen. Nach den üblichen Vorbereitungen (Mast vom Boot, Motor anhängen, Fender und Leinen anbringen) durfte AMBATA in ihr eigentliches Element. Ehrlich gesagt dachte ich für einen kurzen Augenblick, dass sie mir dankbar zugezwinkert hat. Immer nur auf dem Trailer rumstehen - was ist das denn für ein Bootsleben! Unser Mercury 3,5 PS Motörchen sprang nach 4 mal Ziehen auch gleich an. Sehr erfreulich. Weg vom Kran an den Servicesteg motort und dort erstmal festgemacht.
Danach ging es ans Maststellen. Seit wir die FSA-Maststütze achtern verwenden geht das problemlos von Hand. Während ich den Mast hochstemme und die beste Ehefrau von allen am Vorstag zieht und dieses entsprechend befestigt hält unsere Tochter Wacht über die seitliche Bewegung des Trums. Leider hatten wir diesmal vergessen die Wanten vor dem Stellen schon einmal locker anzuschlagen, sodass der Prozess des Masthaltens für die Damen ungewöhnlich lange dauerte und zu ersten Unmutsbekundungen führte. Sorry, passiert mir nicht mehr. Aber nach wenigen Minuten stand der Spargel und konnte unter entsprechende Spannung gesetzt werden.
Dann Sprayhood einfädeln und Stangen rein, Baum hin, Lazyjacks und Flaggenleinen festgetüddelt, Boomstrut drunter, Racing-Fock rein - fertig. Nee, der Adenauer fehlt noch, aber das ist ja ein Klacks.
Jetzt könnt Ihr lachen oder nicht: Vom allerersten Handstreich bis zu diesem Zeitpunkt haben wir 6 h gebraucht.
Es folgten zwei wunderschöne Segeltage: Einen Tag nach Bågø an eine der vier Bojen der Dansk Sejl Union, am nächsten Tag einfach etwas rumgesegelt und das Ferienhaus mal von der Seeseite aus betrachtet. Sehr entspannt und entspannend. Abends gab es immer tolle Sonnenuntergänge, deren Farbspiel man schiergar nicht beschreiben kann. Die Wolkenbilder trugen das ihre zu einem fantastischen Schauspiel bei. Dieses spezielle Licht, welches eine ganz bestimmte Atmosphäre verursacht, hat man einfach nur im Norden. Und je nördlicher desto besser. Gleichwohl: Wir warens in der Mitte von Fünen zufrieden.
Leider, leider, leider zeigte sich das Wetter die kommenden fünf Tage von seiner skandinavischen Seite. Und da war alles dabei: Sonnenschein und 5 Bft, Starkregenschauer und 6 Bft, Gewitterböen und fallende Temperaturen. An zwei Tagen wurde es uns zu bunt und wir haben den Schwedenofen angeworfen und den KüMo's mit einer Tasse heißen Tee beim Vorbeifahren zugeschaut.
Spaß hatten jetzt die Kite-Surfer: Bis zur Erschöpfung fuhren sie die Küstenlinie entlang und brachten mit den bunten Drachen etwas Farbe ins Grau in Grau.
Aber irgendwann ging diesem Tief die Luft aus und die Segler schalteten die Keramiköfchen aus, krochen wieder unter ihren Sprayhoods hervor Und legten ab und zogen ihre Tücher hoch. Und genossen die "Rauschefahrt" mit 5 kn über Grund. Als der Wind über Mittag einmal einschlief sind wir vors Ferienhaus gefahren und haben geankert. Und mit dem Wind ein Nickerchen gehalten.
Gibt es was Schöneres?
Ja, die Tauchgänge rund ums Boot die wir mit unserer GoPro-Kamera festgehalten haben. Ein wirklich besonderes Gefühl, sein Schiffchen mit 50 cm Wasser unter dem Kiel dicht unter Land an der Ankerleine schwoien zu sehen. Natürlich vorschriftsmäßig mit aufgeheißtem Ankerball ...
So wurden wir mit dem Wetter dann doch noch versöhnt, nachdem wir drei weitere Tage unter Segeln die Umgebung seeseitig erkunden konnten - landseitig kannten wir sie aus früheren Urlauben ohne Boot schon ziemlich gut.
Und im Oktober gibt's dann noch eine Extrawoche Herbstsegeln. Davon werde ich dann auch berichten wenn ich wieder zurück bin. Eine Männertour mit meinem Schwipschwager, die zu dieser Jahreszeit schon fast Tradition hat und uns vor zwei Jahren einmal "Rund Als" geführt hat.
AMBATA liegt derzeit in der Marina in Assens im Wasser und hat für die 5 Wochen Wartezeit extra noch Ruckdämpfer an den Vorleinen spendiert bekommen. Der Hafenmeister hat ein wachsames Auge auf unser Schiffchen und den Trailer, der, wie schon gesagt, direkt vor dem Hafenmeisterbüro geparkt werden durfte.
Und, Lust bekommen auch mal die Ostsee zu erkunden?
Dann auf nach Dänemark.
Es wird ja nicht gleich jeder im Süden der Republik wohnen und über 1.000 km bis ans baltische Meer fahren müssen...
Har det godt, vi snakkes ved, hilserne,
Stefan von AMBATA