Beiträge von buddel

    Hallo zusammen,

    hier mal meine Lösung kurz vorgestellt.

    Für vorne habe ich mir diesen Dreibein gebastelt. Ist zusammenklappbar und somit gut verstaubar, passt am Urlaubsort in den Kofferraum:
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    Achtern habe ich die bisher genutzte "Lattenschere" durch dieses Dingens ersetzt. Die Profile gibt es im Baumarkt und das Zeug lässt sich wie weiland die Märklin-Metallbaukästen zusammensetzen. Der Vorteil ist die waagrechte Mastauflage oben. In der Lattenschere hat sich der Mast immer etwas verkantet und war schwer zu korrigieren, was in der Folge immer zu einer Fummelei beim Mastbolzen geführt hat. Auf dieser waagrechten Auflage kann der Mast sauber positioniert werden und der Mastbolzen lässt sich leicht einfädeln. Unten habe ich noch so kleine Querstützen rangeschraubt, diese verkeilen sich in der Rille an den Backskisten, was schon mal etwas Halt in Längsrichtung gibt.
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    Einen Nachteil hat das Ganze aber auch. Die hintere Maststütze muss so hoch sein, damit der Winkel beim Maststellen / -legen passt. Für den Transport ist sie eigentlich zu hoch. Hier wäre eine teleskopierbare Lösung die bessere Variante. Aber die Gesamtkonstruktion liegt am hinteren Mastende auf ca. 3,80m, somit noch unter dem Strassenmaximum von 4m...
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    Für diese Saison steht noch eine weitere Bastelei an: Eine Stütze die sich in den Mastschuh einsetzen lässt und den Mast dann beim Transport in der Mitte abstützt.

    Moin Helge,

    spannende Idee und würde die Wuchterei mit dem blöden Deckel endlich erledigen.
    Mir fällt dazu noch ein, dass ich beim Maststellen/-legen immer bis in den Niedergang reinlaufe. Ob das mit vorgeklapptem Deckel noch funktionieren würde? Setzen und Bergen des Gennakers wäre auch noch so Testfall.
    Halte uns hier jedenfalls auf dem Laufenden, ist ein spannendes Projekt!

    Viele Grüße,
    Matthias

    Folge 5: Auf zu den Wikingern!

    Der nächste Morgen in Missunde begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein. Es ist mit 18°C zwar recht kühl, die Sonne hat aber noch viel Kraft. Fehlen zum perfekten Freiluft-Frühstück nur noch die frischen Brötchen. Die gibt es im nächsten Dorf, wurde uns am Vorabend im Restaurant erklärt.
    Wie gut, dass am Hafen ein Einkaufsrad bereitsteht. Dieses ist zwar schon fast antik, aber die Reifen haben gut Luft und die Bremse scheint auch zu funktionieren. Es gibt sogar eine Gangschaltung, welche die Wahl zwischen „schwer treten“ und „sehr schwer treten“ lässt. Passt! Auf nach Brodersby.
    Kurz vor der Dorfmitte steigt mir der unvergleichliche Duft von frischen Backwaren in die Nase. Ab diesem Moment laufe ich auf Automatik und stehe kurze Zeit später mit leicht entrücktem Blick in einer kleinen Dorfbäckerei. Scheint noch eine echte Bäckerei zu sein, keiner diesen elendigen Backshops. Wie immer in dieser Situation verfalle ich in einen völlig irrationalen Kaufrausch. Und so landen neben viel zu vielen Semmeln (diese Auswahl!) auch noch ein viel zu großes Stück Zwetschgendatschi (oder wie auch immer das im Norden heisst) im Korb des Fahrrades.
    Nach dem Frühstück legen wir ab und kaum sind wir aus der Missunder Enge raus, kommt auch etwas Wind. Schön entspanntes Segeln bei 3 Beaufort. Die Stexwiger Enge bringt wieder ein klein bisschen Nervenkitzel, aber mit einem gut gepeilten Anlegekurs rutschen wir durch. Am frühen Nachmittag erreichen wir Schleswig und machen im Stadthafen direkt unterhalb vom Dom fest. Bei der Anmeldung im Hafenbüro bekommen wir neben dem „Sanitär-Chip“ gleich noch einen Brötchenbeutel nebst Brötchengutschein ausgehändigt. Auch schön.
    Dann geht es in die Stadt, wir müssen dringend unsere Vorräte aufstocken. Der Weg zum nächsten Laden ist elendig weit und da wir leider auch noch Getränke besorgen müssen, sind meine Arme zurück am Boot mindestens 5cm länger geworden. Bei Kaffee und Kuchen aus Brodersby genießen wir noch den schönen Sommernachmittag und beobachten das Gewusel am Hafen. Gelungener Strukturwandel live. Aus dem Stadthafen ist eine gut besuchte Touristenattraktion geworden und der große Lastenkran befördert jetzt Yachten statt Handelsgütern.

    Am Samstag stehen Wikinger auf dem Programm. Unsere Tochter zeigt reges Interesse an den Nordmännern und so müssen wir hier dringend ein paar Wissenslücken füllen. Wir überlegen kurz mit dem Ausflugsdampfer nach Haddeby zu fahren, verwerfen diesen Gedanken aber sofort wieder. Das machen wir natürlich auf eigenem Kiel, auch wenn es sich fast nicht lohnt, die Segel dafür auszupacken.
    Ein freundlicher Herr am Steg lotst uns auf einen der hinteren Liegeplätzen. Laut Seekarte reicht das nicht für uns, aber nach kurzer Rücksprache versichert er uns, dass es reicht, solange wir eng an der Boxenreihe entlangfahren. Es ruckt unterwegs mal kurz und der Tiefenmesser steht auf 0,8m als wir am Platz liegen. OhhhhKeeee. Nicht fragen, nur wundern. Entweder steckt der Kiel jetzt 30cm im Schlick oder wir messen den Abstand zum Seegras.
    Haddeby ist ein echtes Kleinod. Wunderschön am südlichen Schleiufer gelegen, mit Panoramablick auf Schleswig. Ein gemütlicher, kleiner Vereinshafen.
    Wir packen brav unser Tagesliegegeld in den Umschlag und machen uns auf den Weg in das Wikingermuseum. Das ist wirklich einen Ausflug wert. Hochinteressant, was die alten Nordmänner schon alles hergestellt haben, wie weit sich die Handelsrouten erstreckt haben, was man so alles absichtlich und unabsichtlich im Hafen versenkt hat. Anschließend schauen wir uns noch den Freiluftbereich an, der jetzt auch noch von Hobby-Wikingern bewohnt wird.
    Es ist schon späterer Nachmittag als wir zurück am Boot sind. Eigentlich haben wir gar keine richtige Lust, zurück nach Schleswig zu segeln, der kleine Hafen gefällt uns zu gut. Dummerweise haben wir den Sanitär-Chip aus Schleswig noch nicht zurückgegeben, da wir ständig im Kopf hatten, dass wir sowieso nochmal zurückkommen. Blöd. Morgen nochmal kurz nach Schleswig rein? Auch nicht so doll. Schließlich entscheiden wir uns für Schleswig und machen uns segelfertig. Der Wind hat inzwischen deutlich aufgefrischt, deshalb bereite ich gleich das Reff vor. Trotzdem erreichen wir jetzt mühelos Rumpfgeschwindigkeit und nach einigen hektischen Wenden stehen wir schon wieder vor Schleswigs Hafeneinfahrt. Wir schauen diesmal zuerst bei den Liegeplätzen für die Kleinboote, da die Stege sonst für uns schon sehr hoch sind. Leider alles belegt. Im Hafen sieht es auch nicht besser aus. Logisch. Samstagnachmittag und der Durchschnittssegler liegt schon pünktlich zum Nachmittagskaffee an seinem Platz. Nach einigem Gekreisel bin ich total genervt und kurz davor, nach Haddeby zurückzusegeln. Da machen uns ein paar freundliche Menschen auf ein ablegebereites Boot aufmerksam. Puh. Glück gehabt. Und so landen wir zufällig wieder auf genau dem gleichen Liegeplatz, den wir am Morgen verlassen haben.

    Der Sonntag begrüßt uns mit Sonnenschein und kräftigem Ostwind. Der Wetterbericht meldet zunehmend 5-6, aktuell steht eine gute 4 mit einigen 6er Böen auf der Uhr. Uns fehlt so ein bisschen die Lust, dagegen anzubolzen. Außerdem haben wir das Gefühl, mit Schleswig noch nicht fertig zu sein. Außer der mäßig schönen Fußgängerzone haben wir eigentlich noch nichts gesehen. Weder das Schloss, noch den Holm. So fällt uns die Entscheidung leicht, jetzt doch noch einen Tag in Schleswig zu verbringen.
    Über die schöne Parkanlage der Königswiesen machen wir einen langen Spaziergang zum Schloss Gottorf und unsere Tochter freut sich über die vielen Spielplätze unterwegs. Vom Schloss zurück folgen wir der Empfehlung des Schleswig-Faltblatts und machen einen Abstecher über die Michaelisallee. Das beschert uns ein paar schöne Ausblicke über die Schlei und für unsere Tochter findet sich nochmals ein großer Abenteuerspielplatz. Am Nachmittag schieben wir uns mit den anderen Touristen durch den Holm bis zum Kloster St. Johannes. Danach tun uns die Füße weh, aber wir haben das schöne Gefühl, das Wichtigste gesehen zu haben.

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    Hallo zusammen,

    wir haben am Wochenende mal wieder mit unserem Gennaker geübt.
    Positiv: Setzen und Bergen funktioniert schon mal recht gut. :P
    Negativ: Wie zum Geier kommt man mit den verflixten Schoten klar? :?

    Thema: Wir führen die Schoten ganz aussen rum, also verläuft die Luv-Schot vor dem Vorliek des Gennakers.
    Problem: Die Schot rutscht meistens runter und wird vom Boot überfahren, falls sie nicht zufällig vorne auf dem Schäkel der Halsleine aufliegt.

    Alternative: Die Schot wird zwischen Vorstag und Gennaker durchgeführt, dann liegt sie auf dem Gennakerbaum auf.
    Problem hier: In der Halse muss sich der Gennaker zwischen seinem Vorliek und dem Vorstag durchquälen. Funktioniert meist auch nicht hakelfrei.

    Frage: Wo ist der Fehler? Was machen wir falsch.

    Nebenbemerkung: Als uns mal eine etwas kräftigere Böe erwischt hat, sind wir in für uns ungeahnte Geschwindigkeitsbereiche vorgedrungen :mrgreen: . Hat schon Spaß gemacht. Möchte ich nach Möglichkeit aber auch sicher beherrschen können.

    Grüße,
    Matthias

    Folge 4: Du bist Missun noch nich vörbi

    Grausam, wir haben Urlaub und um viertel nach sieben scheppert der Wecker. Aber sei’s drum, wir möchten heute nach Schleswig und deshalb pünktlich loskommen.
    Als ich den Kopf durch die Luke stecke, ahne ich, dass dieses Unterfangen eventuell schwierig werden könnte. Wir haben dichten Nebel und keinen Wind. Gerade als ich mich wieder über die Ungerechtigkeiten des Wetters ärgern möchte, beginne ich die besondere Stimmung wahrzunehmen. Die gedämpften Geräusche, das milchige Licht, die verschwommenen Konturen. Hat auch was und mein anfänglicher Ärger weicht interessierter Neugier.
    Jetzt gilt es aber erst einmal die Semmeln fürs Frühstück zu besorgen. Da der Campingplatz ein Stück entfernt ist, greife ich gerne auf ein Leihfahrrad zurück. Und hier folgt die nächste Überraschung: ich hätte einen alten Drahtesel erwartet. Stattdessen flitze ich auf einem top gepflegten neuwertigen Rad zum Brötchenverkauf.
    Auf dem Rückweg schnappe ich mir noch die beiden Inklusiv-Brötchen, die als Service direkt am Steg bereitliegen. Auch so eine schöne Idee in diesem Hafen.
    Da der Nebel überhaupt keine Anstalten macht sich etwas zu lichten, wird es wieder ein sehr ausgiebiges Frühstück. Gegen Elf wird es etwas besser und die Brücke ist nun wenigstens zu erahnen. Wir beschließen, uns ablegebereit zu machen und die 12Uhr Öffnung anzupeilen.
    Das mit der Entfernungsschätzung haben wir noch nicht so drauf. Wir müssen unseren E-Motor mal wieder bis zum Äußersten Quälen, um noch durch die Brücke durchzukommen. Egal, wir sind durch und setzen die Segel. Leider gibt es fast keinen Wind und so dümpeln wir mehr als dass wir fahren. Die nächste Brückenöffnung können wir genauestens beobachten, da der Tageszähler der Logge gerade mal 0,8sm anzeigt. Mit Schleswig wird das heute wohl nix mehr. Als uns der Wind endgültig verlässt, werfen wir die hehren Vorsätze über Bord und das Motörchen an. Die nächste Seemeile geht es unter Motor weiter. Gegen halb zwei kommt wieder etwas Wind und wir können die Segel wieder setzen. Geht zwar nicht schnell, aber immerhin. Wir sind im Genuss-Modus. Jede Brückenöffnung bringt einen Schwall Yachten, die uns zügig überholen. Für die meisten scheint die Schlei nur eine mehr oder weniger lästige Transitstrecke zu sein. Für uns ist der Weg das Ziel und wir genießen die Bummelei.
    Kurz hinter Hülsen wird die Sache wieder etwas herausfordernder. Wir möchten die kommenden Engstellen unter Segeln bewältigen. Ohne Verkehr geht das noch problemlos, schwieriger wird es mit mehreren Booten im Fahrwasser. Jetzt sind Timing und gute Nerven gefragt. Noch vor dem Entgegenkommer wenden? Oder durchlassen? Reicht dann auf der anderen Seite die Tiefe noch, wenn wir erst später wenden? Wenn der Wind wenigstens halbwegs konstant wäre. So müssen wir aber jederzeit damit rechnen, im Windloch zu verhungern. Schwierig.
    Aber wir haben es gemeistert. Ich bin mächtig stolz auf meine Crew, das Zusammenspiel funktioniert super.
    Als wir die ersten Boote bei Missunde sehen, bergen wir die Segel und machen uns anlegebereit. Schleswig hat es heute halt nicht sein sollen. Macht aber gar nix, seit ich ein paar Bücher von Wilfried Erdmann gelesen habe, wollte ich schon immer mal ein Beaufort-Steak in Missunde futtern. Auf der Suche nach einem Platz fahren wir die lange Reihe der Boote entlang und werden kurz vor der Fähre fündig. Wir parken uns also direkt unterhalb der Terrasse vom Restaurant ein. Hat was von Ducati vor der Eisdiele. Nur mit ohne Eis. Und ohne Ducati. Hafenkino können wir leider nicht bieten, das Anlegen klappt heute unspektakulär und problemlos. Schwierig wird es erst beim elektrischen Festmacher. Die Steckdosen sind ewig weit weg, sodass nun zum ersten (und bisher einzigen) mal unser Landstromverlängerungskabel zum Einsatz kommt. Tja. Und wie geht das nun weiter? Die Sanitärcontainer sind abgeschlossen, ein Hafenmeister ist nicht zu sehen. Auf den Elektrokästen gibt es ein Hinweispapier, dieses ist aber verbleicht und verwaschen, somit unleserlich.
    Ich erkundige mich im Restaurant und erfahre, dass der Hafenmeister gegen 17.00Uhr vorbeikommt. Aha. Bei der Gelegenheit reserviere ich gleich mal einen Tisch für heute Abend.
    Ist jetzt zwar schon ein bisschen doof, dass wir nun am Boot warten müssen. Andererseits ist das ein kleiner Vereinshafen, da kann man auch nicht den Rundum-24h-Service erwarten. Der Hafenmeister kommt jedenfalls pünktlich, wir bezahlen unseren Obolus und bekommen dafür den Schlüssel für die Sanitärcontainer ausgehändigt. Nun können wir uns endlich für den Abend herrichten.
    Ich bin ein wenig enttäuscht, als auf der Speisekarte gar keine Beaufort-Steaks zu finden sind. Das währt aber nur kurz, da die Alternativen ebenso verlockend sind.
    Später am Abend sind die Löcher in unseren Bäuchen gestopft, dafür klafft nun ein großes Loch in der Bordkasse. Was solls. So oft kommen wir nicht nach Missunde. Wir kugeln in unsere Kojen und sind mit dem Tag zufrieden.

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    Folge 3: Klapp (ernde) Brücken

    Wir sind endlich unterwegs! Der Mittwoch hat uns ein paar Wolkenlücken, etwas Sonnenschein und leichten östlichen Wind mitgebracht. Sollte eigentlich eine 3-4 sein, ist aber eher eine 2. Egal. Los geht’s.
    Nach einem ausgiebigen Frühstück verlassen wir um kurz nach Elf unseren Liegeplatz um die nächste Brückenöffnung zu erwischen. Wir lassen uns allein von unserer Fock ziehen, das passt gerade perfekt. Wenn wir zu schnell werden rollen wir sie etwas ein, wenn uns der Gegenstrom wieder eingebremst hat, rollen wir die Fock wieder aus. So können wir unsere Ankunft an der Brücke genau abpassen, ganz ohne Motor und Gekreisel.
    Das Signal wechselt auf „Öffnung wird vorbereitet“ und der Spaß kann beginnen. Unsere Tochter freut sich wie eine Schneekönigin. Aus irgendeinem Grund ist sie vollkommen fasziniert von der Klappbrücke. Wir konnten in Kappeln kaum am Hafen entlanggehen, ohne mindestens eine Öffnung genauestens beobachtet zu haben. Und heute morgen musste ich die Frage „ob wir heute wirklich durch die Brücke fahren“ gefühlte 100 mal beantworten.
    Jetzt machen auch wir den Motor klar und rollen die Fock ein. Wir reihen uns in die Schlange ein und haben leider die Entfernung bis zur Brücke etwas unterschätzt. Unser armes E-Maschinchen muss nun Vollast laufen, um halbwegs hinterher zu kommen. Hinter uns drückt sich auch noch die „Schleiprinzessin“ (Ausflugsdampfer) durch. Puh, geschafft.
    Wir rollen die Fock wieder aus und klappen den Motor wieder hoch. Ganz gemütlich mit rund 2kn Fahrt dümpeln wir unserem Ziel entgegen. Welches Ziel überhaupt? Da wir keinen festen Plan haben, möchten wir einfach soweit segeln (segeln! nicht motoren!) wie wir lustig sind. Also wird es entweder Lindaunis oder Hülsen werden.
    Hinter dem Museumshafen setzen wir dann das Groß, was uns ein weiteres Knötchen Fahrt einbringt.
    Bei Arnis ist die Seilfähre nicht zu sehen, das gefällt mir nicht. Als wir dann Steuerbord voraus Motorgeräusche hören, gefällt mir das noch weniger. Und tatsächlich, hinter den festliegenden Yachten taucht das Gefährt auf. Wir rollen kurz die Fock ein, öffnen das Groß und luven an. Das nimmt uns weitgehend die Fahrt aus dem Boot und wir fahren langsam ein kleines Häkchen. Als die Fähre am anderen Ufer ankommt, setzen wir die Fahrt fort. Auch das ist also problemloser als befürchtet.
    Hinter Arnis haben wir endlich wieder etwas Platz. An die Segelei im Fahrwasser muss ich mich auch erst noch gewöhnen. Ist ja schon recht flach hier. Das kennen wir weder von unserem See, wo wir an unserem Liegeplatz schon mindestens 7m haben, noch vom Mittelmeer. Eine echte Hilfestellung ist die Navi-App auf dem Handy. Es geht sicherlich auch mit einer griffbereiten Seekarte im Cockpit, aber so ist es viel bequemer. Und es hilft ungemein zu wissen, ob außerhalb des Fahrwassers noch ein Toleranzbereich zu finden ist oder eher nicht...
    Jetzt haben wir genau Vorwind-Kurs. Dafür ist die VA18 nicht gemacht. So weit kann man das Groß gar nicht öffnen. Also kreuzen wir raumschots vor dem Wind, das ist deutlich angenehmer zu segeln und Platz ist ja vorhanden. Wir genießen den Sonnenschein, die Ruhe, die Landschaft. Sehr entspanntes Urlaubssegeln.

    Kurz nach Drei erreichen wir Lindaunis. Die Brücke hat erst vor kurzem geschlossen, dauert also noch eine Weile bis zur nächsten Öffnung. Warten? Oder Feierabend machen? Wir entscheiden uns für Feierabend und legen am Gaststeg an. Kurz darauf kommt ein Ausflugsdampfer und bringt einige wenige Gäste. Im Gegenzug setzt aber eine halbe Völkerwanderung ein und der Steg ist mit einem Schlag voller Menschen, die zum Ausflugsdampfer wollen. Wo kommen die eigentlich alle her? Muss hier ja ein richtiges touristisches Highlight geben. Wir bestaunen die Menschenmassen und die Menschen bestaunen uns beim Genuss unseres Anlegeplöppers.
    Der Ausflugsdampfer legt ab und es kehrt wieder Ruhe ein. Naja, fast. Die Brücke ist schon zu hören. Verkehr, klappernde Eisenplatten, die Züge. Ist aber nicht so dramatisch, wie es im Hafenführer angekündigt wurde.
    Kurze Zeit später darf ich einer zweiten VA18 beim Anlegen behilflich sein. Schön zu wissen, dass wir nicht das einzige Winzboot auf Tour sind. Apropos Winzboot: Der Gaststeg ist ganz schön hoch und es ist schon ein wenig Kletterei erforderlich. Falls Platz ist, würde ich das nächste mal im „Dauerliegerbereich“ festmachen, dort sind die Stege etwas niedriger.
    Wir melden uns beim Hafenmeister an und machen uns mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut. Großes Kompliment an die Betreiber, die ihren Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich gestalten möchten. Der Sanitärbereich ist überkomplett ausgestattet, kostenlose Leihfahrräder sind vorhanden, Ausflugstipps liegen bereit und –der Hammer!- Einweggrills sind vorrätig. Dummerweise sind wir überhaupt nicht auf Grillen eingerichtet, das wäre eigentlich die Idee für den Abend gewesen. Schade.
    Wir erkunden zu Fuß noch etwas die Gegend, entdecken den Brötchenverkauf für morgen früh und mit dem zielsicherem Gespür des Bayern für das Wesentliche einen sehr schönen Biergarten. Leider schließt dieser schon sehr früh am Abend, sodass wir hier leider nicht mehr Essen können. Gegenüber finden wir noch den vermutlichen Grund für den Menschenauflauf am Steg: Das Landarzthaus. An die charakteristische Tür kann sogar ich mich erinnern, der Rest ist mir eher fremd. Fahren die ganzen Leute echt hier raus um sich dieses Haus anzuschauen? Möglich wärs. Vielleicht gibt es aber auch noch ein anderes touristisches Highlight, welches wir nicht entdeckt haben.
    Wir gehen zurück in Richtung Hafen und kehren im Restaurant „Zur Schleibrücke“ ein. Interessante Speisekarte, die Bedienung wirkt ein wenig enttäuscht, als wir uns gesammelt für langweilige Schnitzel entscheiden. Sorry, rumdümpeln macht hungrig und uns war nach totem Tier, Fett und Kohlenhydraten. Die Schnitzel waren aber wirklich sehr gut! Und der Nachtisch erst...
    Zurück am Boot ist es schon fast dunkel und zu unserer Überraschung gibt es noch ein Feuerwerk an der Brücke zu bestaunen. Äh, nee. Waren doch nur Schweissarbeiten...

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    Folge 2: Poppis Versagen

    Montagmorgen, 5.00 Uhr. Der Regen prasselt so laut auf unsere Wohnhöhle, dass an Schlaf erst mal nicht mehr zu denken ist. Aha, jetzt ist er wohl da, der angekündigte Wetterumschwung. War ja auch so angekündigt: Regen, 5-6 aus Ost, etwas zunehmend. Diese Aussichten haben uns jedenfalls dazu bewogen, erst mal in Kappeln zu bleiben. Lieber hier einwehen lassen, in einem schönen Ort mit etwas Infrastruktur als irgendwo im Nirgendwo. Somit hatten wir am gestrigen Sonntag noch einen schönen erholsamen und sonnigen Tag in Kappeln verbracht. Bummeln, Shoppen (ja, verkaufsoffener Sonntag), Eis essen, Kaffee trinken, was man halt so macht. Abendessen im Pier 19 war auch lecker und der Service freundlich (im Gegensatz zum „Nee-an-diesen-freien-Tisch-können-Sie-sich-nicht-hinsetzen-da-der-vielleicht-reserviert-sein-könnte-weiss-ich-aber-nicht“-Lokal, dessen Namen ich hier nicht nennen möchte).

    Gerade als ich mit diesen Gedanken an den gestrigen Tag wieder in tiefere Bewusstseinsschichten abtauche, bohren sich gnadenlos ein paar fiese Geräusche den Weg ins Denkzentrum und reißen mich wieder ins Wachsein zurück: Tropf... Tropf-Tropf... Tropf.
    Och, nöö! Licht an, raus aus dem Schlafsack. Die Ursache ist schnell gefunden, unser Niedergangsverdeck „Poppi“ macht Wasser. Auf der Persenning hat sich ein See gebildet und das überlaufende Wasser sucht sich seinen Weg. In diesem Fall zielsicher über den Reißverschluss zu uns ins Bootsinnere genau neben die Koje unserer Tochter. Mist. Von Innen den See durch gezielte Stöße zum Ablaufen zu bringen ist immer nur kurzfristig erfolgreich. Außerdem habe ich keine Lust, die nächsten Stunden so zu verbringen. Und nach weniger Regen in nächster Zeit sieht es auch nicht aus, sagt zumindest das Regenradar auf dem Handy. Doppelmist. Nachts aus dem warmen Schlafsack rausmüssen ist schon hart. Jetzt aber noch die Regenjacke überziehen und raus in den heftigen Regen ist ganz bitter. Hilft ja nix. Glücklicherweise parkt das Auto nicht weit vom Steg und so kann ich unseren Trümmerdeckel aus dem Kofferraum holen. Dort haben wir ihn voller Optimismus geparkt, nach den durchweg positiven Erfahrungen in Kroatien. Dort unten hatten wir aber auch nur mal einen kurzen Gewitterschauer. Das kann Poppi wohl ab. Bei nordischem Dauer-Starkregen versagt Poppi leider, bzw. bräuchte es wohl die Kombination mit einer Sprayhood. Naja. Jetzt wuchte ich jedenfalls Trümmi auf die Luke und sichere den Deckel mit einem Bändsel. Das Steckschott bleibt im Auto. Mit nasser Jacke und Hose quäle ich mich wieder in unsere Wohnhöhle. Toll! Jetzt auch noch nasse Klamotten, wir haben sowieso schon kein Platz hier. In diesem Moment zuckt im Hinterkopf zum ersten mal der Gedanke: Selbst Schuld! Hättest die 800km ja auch nach Süden fahren können. Da regnet es jetzt wahrscheinlich nicht und es wäre mindestens 10°C wärmer. Grmpf. Bloß schnell weg mit diesem Gedanken und wieder in den Schlafsack kuscheln.

    Den Morgen verschlafen wir komplett. Als wir aufwachen ist es schon spät und ich muss mich sputen um noch ein paar Brötchen beim hafeneigenen Verkaufsstand abzustauben. Leider regnet es immer noch, sodass eine Premiere ansteht: Frühstück im Boot. Obwohl wir unseren Firlefanz nun schon seit drei Jahren besitzen, gab es noch nie die Notwendigkeit im Inneren zu essen. Und ehrlich gesagt: ich kann auch drauf verzichten. Zu Dritt ist das echt kein Spaß. Letztes Jahr schrieb ich schon über die Herausforderungen eines Kleinkreuzerfrühstücks. Ohne Nutzung des Lebensraums im Cockpit ist das nun Schwierigkeitsstufe 2, nur für ganz hartgesottene Vollprofis.
    Wenigstens hört der Regen am späten Vormittag mal auf, so kann ich wenigstens den Abwasch im Cockpit erledigen. Es ist aber ganz schön kühl geworden. Der Wind pfeift mir um die Ohren und mangels Haarpracht vermisse ich meine Wollmütze. Diese hatte ich voller Optimismus zu Hause gelassen. Nachdem wir seit Juni fast keinen Tag unter 30°C erlebt haben, hat meine Phantasie einfach nicht mehr für diese Temperaturverhältnisse ausgereicht. Schöner Mist. In diesem Moment schweifen meine Gedanken zum zweiten Mal an diesem Tag so rund 1600km nach Süden...

    Die Regenpausen an diesem Tag nutzen wir zu Einkäufen beim Yachtausrüster (Ersatzstecker für Decksverbindung Windmessanlage kaufen, glücklicherweise vorrätig), in Ruhe die Lücken im Lebensmittelbestand füllen (dauert wieder länger als gedacht, der Supermarkt ist wirklich sehr unlogisch), Reparaturarbeiten am Boot (Austausch Steckverbinder), Kaffee trinken (im Cockpit) und dann ist auch schon wieder irgendwie Zeit für den abendlichen Stadtbesuch...

    Der Wetterbericht am Dienstag ist immer noch nicht so dolle. Für die westl. Ostsee 4-5, vorübergehend 6-7. Also Wetter zum Aussuchen. Nachdem unsere Windmessanlage wieder funktioniert, bestätigt sie die 5, wobei viele 6er Böen dabei sind. Immer noch kein Firlefanz-Wetter. Ein Gutes hat aber der kräftige Ostwind: Es wird viel Wasser in die Schlei gedrückt und der Wasserstand steigt. Das ermöglicht uns einen ebenen, superbequemen Übertritt von unserem Vorschiff auf den Steg. Schöne Sache. Die große Motoryacht zwei Plätze weiter stellt das aber vor ein Problem, das kurzerhand mit einer Haushaltsleiter auf dem Steg gelöst wird...
    Aber immerhin regnet es nicht und so nutzen wir den Tag, um die touristischen Hotspots von Kappeln abzuklappern. An dieser Stelle ein großes Kompliment an den Tourismusverband, der dieses Vorhaben mit mehreren Faltblättern und Führern optimal unterstützt.
    Da es wirklich sehr kühl ist, kaufe ich unterwegs noch eine Wollmütze und unsere Tochter ersteht eine Krebsangel. Beste Voraussetzungen also für einen gelungen Urlaubstörn im Norden, der ab morgen losgehen soll. Jetzt aber echt.

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    Hallo zusammen,

    sorry, da müsst Ihr jetzt durch: es geht weiter in der Reihe "Firlefanz auf großer Fahrt" :D

    Folge 1: Willkommen im Norden!

    „Den Rubikon überschreiten“ schießt mir unweigerlich durch den Kopf. Die Grenze überschreiten, point of no return, jetzt geht es richtig los, here to be monsters...
    Die unerwartet scharfe Bremsung unseres Vorausfahrers reißt mich aus meinen Gedanken und katapultiert mich wieder in das Hier und Jetzt: Unser Rubikon heißt Elbe und von überschreiten kann auch keine Rede sein. Wir unterqueren unseren Rubikon. Ein Tunnel unter dem Wasser, dazu noch ein Boot im Schlepptau, also quasi jetzt ein U-Boot. Irgendwie unheimlich.
    Immerhin haben wir es bis hierhin problemlos geschafft und meine selbstgebaute Masttransportstützkonstruktion hat die Höhenkontrolle vorm Elbtunnel auch nicht ausgelöst. Und irgendwie erscheint mir die Elbe doch als Grenze. Ab jetzt ist wirklich „Norden“ und unser Ziel schon fast in greifbarer Nähe. Aber auch nur fast. Von weit südlich betrachtet wirkt Flensburg wie ein Vorort kurz hinter Hamburg. Nun, aus der Nähe betrachtet, liegt da noch ein elend langes Stück Weg dazwischen. Vor allem an einem Ferien-Samstag. Der dichte Reiseverkehr verwandelt die Autobahn zwischen Volkspark und Rader Hochbrücke in einen einzigen Parkplatz. Man könnte frustriert ins Lenkrad beißen...

    Als wir die Autobahn bei Schleswig verlassen, wollten wir eigentlich schon längst unter dem Kran stehen. Stattdessen zieht sich das letzte Stück Landstraße bis Kappeln wie Kaugummi. Es ist fast drei Uhr Nachmittag, als wir die Steckmest-Marina erreichen und mit einem Regenschauer begrüßt werden: Willkommen im Norden!
    Der Hafenmeister ist erst nicht zu sehen und als er dann auftaucht, wird er von allen Seiten bestürmt: Hier Liegegeld bezahlen, da eine Frage nach Winterlager, dort Interesse an einem Boot. Ich bewundere die Engelsgeduld, mit der Herr Steckmest alle Anliegen ruhig und ohne Hektik bearbeitet. Als der Ansturm nachgelassen hat, geht es ans Kranen. Nachdem ich nun eine Lösung für den Masttransport auf Deck gefunden habe, ist das ratz-fatz erledigt. Boot unter den Kran fahren, Leinen und Fender dran, einkranen, fertig. Das war letztes Jahr in Kroatien mit der vorherigen Mast-Montage noch eine ganz andere Nummer.
    Gut, das Maststellen ist nach wie vor nervig, zumal wir hier unser Boot erst noch verholen müssen, da wir unter dem Portalkran wohl ein Problem mit der Höhe hätten. Aber um Sieben ist unser Boot fertig aufgetakelt, alle Taschen und Gepäck an Bord, Auto und Trailer geparkt und wir können auf unseren Liegeplatz schippern. Wir sind mit unserer Zeit zufrieden, das reicht, wenn auch knapp, noch zum Einkaufen.

    Also schnell vom Boot ins Auto und zum nächstgelegenen Supermarkt gefahren. Auf den letzten Drücker decken wir uns mit den nötigsten Frühstücksutensilien, Vorräten und natürlich, gaaanz wichtig, Plöppern ein. Dass der Supermarkt so ziemlich der am unlogischsten sortierte Laden der westlichen Hemisphäre ist, macht die Sache nicht einfacher und wir schleppen die Einkäufe kurz vor Ladenschluss zum Auto.

    Jetzt gilt es auf schnellstem Weg den knurrenden Magen zu besänftigen. Also fahren wir gleich weiter in die Stadt auf der Suche nach einem Lokal. Die Fußgängerzone ist wie ausgestorben aber am Kirchplatz stolpern wir über: „Die Landarztkneipe“. Moment mal. Landarzt? Ist das nicht diese Fernsehserie aus den tiefsten 80ern? Bei meinen Kindheitserinnerungen irgendwo einsortiert zwischen der Schwarzwaldklinik und den Wicherts von Nebenan? Nee, nä. Damit wird hier wirklich noch Werbung gemacht? Ist ja drollig. Aus Furcht beim Betreten der Kneipe in eine Zeitschleife zu geraten und fortan zwischen Vokuhila-Trägern und Schulterpolsterjacken-Trägerinnen leben zu müssen, gehen wir lieber vorsichtig weiter.
    Nächste Station: Die Bierakademie. Jawoll, das hört sich doch schon mal um Welten vielversprechender an. Leider ist der kleine Außenbereich restlos belegt, sodass wir noch eine Station weiter müssen: Palette. Joa. Mit etwas Phantasie erinnert das auch an Bier. Es war aber wohl eine andere Palette gemeint. Egal, hier gibt es draußen einen schönen Platz und kurze Zeit später prickelt frischgezapftes Flens im Glas und der Hering liegt auf dem Teller: Willkommen im Norden!

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    Hallo Mike,

    ich möchte Dir das nicht gleich wieder ausreden, aber vielleicht ist es auch eine Option für Dich erstmal eine Saison zu beobachten, ob ein Lüfter wirklich nötig ist. Und falls ja, den Umbau für die nächste Saison in Angriff nehmen?

    Hintergrund zu meinem Vorschlag: die VA18 ist ja nicht hermetisch abgeschottet. Der Lukendeckel hat massig Spiel zum Schott, es gibt eine Öffnung vom Salon zur Backskiste und die Backskistendeckel sind auch nicht "luftdicht". Will sagen, im normalen Betrieb (haupts. Nutzung am Wochenende) hatten wir keine Feuchtigkeitsprobleme, feuchte Leinen, der Feudel, etc. trocknen auch so in der Backskiste. Nur nach zwei Wochen exzessiver Urlaubsnutzung sind wir langsam an Grenzen gekommen...
    Das mal als unser subjektiver Erfahrungswert.

    Viele Grüße,
    Matthias

    Zitat von holymoly

    Ich glaub, ich hab das schon mal gefragt: Wieso segelt denn keiner ein Parasail?

    Hi Stefan,

    naja, so wie ich das verstehe ist der (das?) Parasail speziell für entspanntes Fahrtensegeln gemacht. Hochziehen und vergessen... Oder so ähnlich.
    Ein Gennaker ist da schon mehr sportliche Herausforderung, kann auf verschiedene Weise getrimmt werden und evtl. mehr Höhe laufen (Letzteres ist aber nur eine unqualifizierte Vermutung von mir).
    Jetzt speziell für uns ist deshalb der Gennaker die erste Wahl. Mit irgendwas muss man sich auf seiner Binnenpfütze ja beschäftigen. Da segeln wir ja nur um des Segelns willen.

    Viele Grüße,
    Matthias

    Hallo Reinhard,

    Zitat von Talitha


    Was ich nicht verstanden habe, ist das mit der Feuchtigkeit. Wenn da bei 30° und mehr im Schatten ist, wo kommt die Feuchte her, oder ist es mehr das Salz, das sich ablagert und dann die Feuchtigkeit anzieht?

    nunja, nachts schlägt sich schon einiges an Feuchtigkeit nieder. Hinzu kommt der Dampf von 2,5 Personen. Das merkt man morgens schon. Trocknen tut es ganz gut bei Durchzug, sobald aber die vordere Luke zu ist (z.B. beim Segeln) tut sich nicht mehr so viel.
    Salz ist natürlich auch ein Thema. Die Badehandtücher und -klamotten trocknen zwar wunderbar in der Sonne, bei nächster Gelegenheit ziehen sie dann aber wieder Feuchtigkeit.
    Die Backskisten sind auch ein Feuchtbiotop. Sei es durch die häufigen Wasch-Aktionen (die Backskistendeckel der VA18 sind nicht besonders gut gegen Spritzwasser geschützt), durch die Ankerleine, Kondenswasser der Kühlbox, Wasserspielzeug, Pütz, und so weiter und so weiter...

    Grüße,
    Matthias

    Hallo Reinhard,

    Du hast jetzt aber noch die Rabatte für längere Liegeplatzbenutzung und fürs Auskranen vergessen. Ansonsten passt die Rechnung.
    Mein Tipp: Falls es die Marina Kornati sein soll, einfach mal anmailen und um die Zusammenstellung eines Angebots bitten (geht auch über ein Formular auf der Webseite). Rückfragen wurden prompt und freundlich beantwortet (auf Deutsch).

    Evtl. lässt sich noch Geld sparen, indem man einen Parkplatz für Auto und Trailer außerhalb sucht. Beim Warten vor der Einfahrt wurde uns gleich ein entsprechendes Angebot gemacht... Haben wir aber nicht genutzt, kam uns etwas "komisch" vor.

    Persönlich würde ich für den Anfang nicht unbedingt gleich 30 Tage VA18 Urlaub anpeilen. Das sollte jeder erst mal ausprobieren, wie gut man mit den beengten Verhältnissen klar kommt. Wir hatten gegen Ende der 2 Wochen schon ein bisschen mit der Feuchtigkeit zu kämpfen, die wir nur schwer halbwegs in den Griff bekommen haben.

    Grüße,
    Matthias

    Oh je. Ich hatte genau befürchtet, dass dieser Thread nach meinem letztem Posting abdriften könnte. Und schon nimmt er langsam Kurs auf die "ganz schlimm da unten, nur noch Abzocke" Richtung.
    Dieser Grundtenor findet sich sehr häufig in Forenbeiträgen (Yacht-Forum, Segeln-Forum) zum Thema "Kroatien" oder "Mit Kleinkreuzer nach Kroatien". Und diese negative Grundstimmung hat uns an unserem Vorhaben zweifeln lassen. Wir haben uns tatsächlich gefragt, ob wir da überhaupt willkommen sein werden.

    Und genau das war die Motivation für mein ganzes Geschreibsel in diesem Thread. Mir ging es um die Darstellung unserer durchweg positiven Erfahrungen. Ich wollte allen Zweiflern Mut machen. Einfach mal selber ausprobieren, eigene Erfahrungen sammeln und nicht auf jede Hörensagen-Meinung aus zweiter oder dritter Hand vertrauen.

    Deshalb hier noch ein Versuch, ein paar Argumente zur Versachlichung beizusteuern:

    Preisniveau Kroatien:
    Die Zeiten eines billigen Reiselandes sind wohl unwiederbringlich vorbei. Vor diesem Hintergrund kann ich die Klagen über ständig steigende Liegeplatzgebühren durchaus nachvollziehen. Manch einer hat sich in den 80ern sein Traum von der Yacht im Mittelmeer zu durchaus günstigen Konditionen erfüllen können. Dann kam die Zäsur eines schrecklichen Krieges, mühsamer Wiederaufbau und langsames Zurückgewinnen verlorenen Vertrauens. Kaum war das geschafft, gingen die Preise auch schon durch die Decke. Nüchtern betrachtet hat sich das Preisniveau nur an das übliche Mittelmeer-Niveau angeglichen. "Günstig" ist selten geworden. Vielleicht noch in Tunesien zu finden. Ansonsten wirkt -wie überall- der emotionslose Mechanismus von Angebot und Nachfrage. Und letztere ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Eine wachsende Mittelschicht in Ost- und Süd-Ost Europa erfüllt sich inzwischen auch den Traum von einer Yacht. Sei es als Eigner oder Charterer. Ähnlich in der -bis vor kurzem als günstig geltenden- Türkei. Im Mittelmeer ist der "Yachtsport" tatsächlich noch Wachstumsmarkt. Aus deutscher Sicht vielleicht etwas ungewohnt. Dem Hörensagen nach war die Situation bei uns in den 70ern aber sehr ähnlich. Wartelisten, Aufnahmegebühren, Hinterlegung eines Darlehens,... Sowas gibt es bei uns wohl nur noch am Bodensee, wo immer noch irrwitzige Liegeplatzkonditionen zu finden sind. Angebot und Nachfrage eben.
    Ist das nun Abzocke? Das möchte ich da ungern unterstellen. Sicherlich haben wir für unser Winz-Boot ähnlich hohe Liegeplatzgelder gezahlt wie letztes Jahr an der Ostsee für die 33ft-Charterbratze. Da an der Ostsee die Preisliste aber üblicherweise erst bei 9 oder 10m startet, hat das für uns keinen Unterschied gemacht. Die kroatischen Preislisten sind diesbezüglich wenigstens noch fair gegenüber kleinen Booten...
    Kleiner Exkurs: Mai diesen Jahres waren wir mit 36ft in Porto Rotondo auf Sardinien. Schlappe 35€ pro Tag. Das war ein echtes Schnäppchen, denn im Sommer kostets dann mal eben 250€ pro Tag. Und dagegen steht absolut nix, keine adäquate Gegenleistung. Unvorstellbar grottige Sanitäranlagen. Aber scheinbar wirds gezahlt. Angebot und Nachfrage eben. Von solchen Auswüchsen ist Kroatien glücklicherweise (noch) entfernt.

    Vignette, Gebühren & Co.
    Gefühlt waren in kroatischen Gewässern mind. 90% Ausländer unterwegs. Für mich ist durchaus nachzuvollziehen, dass die entstehenden Kosten auf die tatsächlichen Nutzer und nicht allgemein auf den kroatischen Steuerzahler umgelegt werden sollen. Ähnliche Diskussionen führen wir hierzulande ja auch, siehe "Erhalt Schlei als Bundeswasserstraße", Neuregelung Schleusengebühren oder auch Autobahnmaut.
    Ich kann nicht beurteilen, ob der kroatische Staat jetzt noch "Plus" macht, und wenn ja, wieviel. Also ob die Einnahmen höher sind als Infrastruktur- und Verwaltungskosten. Aber mal ganz ehrlich, es ist mir auch schnurzpiepegal. Soll jeder selber für sich entscheiden, ob er diesen "Eintritt" als unangemessen hoch für diesen wunderschönen "Wasserspielplatz" empfindet.

    Bojenfeldabzocke
    Kann ich jetzt nicht so richtig mitreden. Wir waren an 9 Tagen mit Ziel "irgendwo ankern" draußen und haben dabei 7 verschiedene Ankerplätze besucht (und die waren logischerweise umsonst, Ankern ist -Abstand zum Bojenfeld vorausgesetzt- kostenlos). Wir kamen also scheinbar nicht in die Verlegenheit, ein kostenpflichtiges Bojenfeld nutzen zu müssen.
    Falls wir beim nächsten mal eine Bucht zum Übernachten nutzen sollten, würde ich eine Boje der Nacht vor Anker vorziehen. Ist halt bequemer und -einwandfreier Zustand des Muringblocks vorausgesetzt- sicherer. Dass für diese Leistung eine Gegenleistung in Form von Bezahlung fällig ist, sollte selbstverständlich sein. Genauso wie die Einhaltung der festgelegten Abstandsregeln zu Bojenfeldern. Warum das häufig zu Diskussionen führt, kann ich nicht so ganz nachvollziehen.
    Das temporäre Festmachen an einer Boje wird manchmal seitens des Betreibers geduldet, manchmal eben nicht. Aus Sicht des Betreibers durchaus nachvollziehbar. Der Tagesgast verschwindet vielleicht um 15.30Uhr, während ein potentieller Übernachtungsgast um 15.00Uhr bereits enttäuscht abgedreht ist.
    Abzocke? Hmm. Manche Kommune hierzulande erlaubt die ersten 15min kostenfreies Parken ("Brötchentaste") andere kassieren ab der ersten Minute.

    Zusammenfassung:
    Ich plädiere dafür, die Situation vor Ort differenziert zu betrachten und sich vor allem selbst ein Bild zu machen. Mein Eindruck ist, dass zu diesem Thema zu oft "Erfahrungswerte" vom Hörensagen unreflektiert weitergegeben werden. Da negative Erfahrungen bekanntermassen weitaus häufiger veröffentlicht werden, wird das Bild verfälscht.

    Wir haben uns übrigens willkommen gefühlt, auch als Kleinkreuzer-Crew. Im übrigen gilt der alte Spruch: wie es in den Wald hineinschallt...
    (den sollte sich mancher Urlaubsgast(!) mal hinter die Ohren schreiben...)

    Hallo Reinhard,

    Zitat von Talitha


    Magst du noch etwas zu eurer Vorbereitung sagen? Ich meine welche Literatur habt ihr für eure Entscheidung benutzt, welche Karten, Handbücher etc., Gebühren und sonstige Kosten etc.


    gerne.

    Zur Planung:
    Wir haben uns das Buch 888 Häfen und Buchten besorgt. Das kann ich uneingeschränkt empfehlen, es enthält die ganze Küste von Slowenien bis Montenegro in Seekartendarstellung. Natürlich nicht so detailliert wie eine Seekarte, aber es reicht, um einen Eindruck von den Verhältnissen zu bekommen. Jede Bucht und jeder Hafen ist markiert und wird entweder in Vergrößerung oder zumindest als Beschreibung vorgestellt. Ergänzt um allgemeine Revierinfos, Vorschriften, Wetter, etc.
    Damit konnten wir uns also die Küste runterhangeln und nach geeigneten Orten suchen. Die Endauswahl erfolgte dann per Internet. Mit google-maps lässt sich der Ort anschauen (streetview), die Verkehrsanbindung beurteilen, etc.

    Als Seekarten hatten wir den Satz 7 von Delius Klasing bestellt. Die DK-Karten fand' ich immer ganz gut, auf der Ostsee bin ich sehr gut mit denen zurecht gekommen. Von der Mittelmeervariante war ich jetzt etwas enttäuscht. Diese erscheinen v.a. nur alle zwei Jahre, d.h. die Karten waren auf Stand 01/2013. Deshalb hatte ich mir ganz perfektionistisch gleich noch den Berichtigungssatz mitbestellt, da laut Beschreibung ganze Austauschkarten enthalten sein sollten. Waren aber nicht. Es waren nur die üblichen Klebeschnipsel die ich auch umsonst hätte herunterladen und ausdrucken können. Da habe ich mich etwas verschaukelt gefühlt. Ansonsten ist das Kartenbild ok, der Maßstab geht leider nicht soweit herunter, wie von den Ostseekarten gewohnt. Dummerweise waren wir auch noch häufig an der "Schnittkante" unterwegs, sodass ich bei beengten VA18-Verhältnissen auch noch mit zwei Karten am Jonglieren war. Naja, war aber alles in allem schon ok.

    Dann haben wir uns noch diesen Revierführer gekauft, der war aber überflüssig. Die nautischen Infos sind besser und übersichtlicher im o.g. Revierführer beschrieben und die touristischen Infos lassen sich viel besser in einem klassischen Reiseführer nachschlagen.

    Gebühren und Kosten
    Nunja, die Anreise an sich kostet schon ein bissl was: Autobahn-Vignette für Österrreich (10Tage, 8 €), Sondermaut für die Tauernautobahn und den Karawankentunnel (Grössenordnung 10€), Autobahnvignette für Slowenien (30 Tage, 30€), Streckenmaut in Kroatien (Grössenordnung 30€)
    In der Marina kostet das Ein- und Auskranen, der Parkplatz für Auto und Trailer, sowie der Liegeplatz an sich. Die genauen Gebühren und evtl. Vergünstigungen lassen sich im Internet nachschlagen (Preisliste)
    Kroatien möchte auch noch ein bissl was haben. Die "Vignette" (die keine Vignette mehr ist, sondern nur noch eine Papierrechnung) kostet für 30 Tage 400 Kuna (ca. 58€). Es gibt auch eine 14 Tage Vignette, wir waren aber 16 Tage im Wasser... :? Beim nächsten Besuch gibt es aber wohl Rabatt...
    Dann kommt noch eine Sicherheits- und Leuchtfeuergebühr, sowie Kosten für eine "informative Seekarte" :roll: dazu, das waren noch mal 227 Kuna (ca. 32€), ist dafür ein Jahr gültig...
    Das wars dann aber auch schon... :?

    Viele Grüße,
    Matthias

    Folge 9: Ausrüstungserfahrungen

    So, gleich habt Ihr es geschafft, dies ist der letzte Artikel aus der Serie "Firlefanz auf großer Fahrt". Schonmal Danke fürs Lesen.
    Es folgen noch ein paar streng subjektive Ausrüstungserfahrungen, die für den einen oder anderen VA18-Segler vielleicht als Anregung dienen können...

    Komfort an Bord

    Sonnensegel
    Unverzichtbar für Törns in den warmen Süden. Schon zu Frühstückszeiten hatten wir meist 26°C im Schatten, an manchen Morgen nicht den leisesten Lufthauch, während die Sonne gnadenlos vom Himmel brennt. Wer es da noch ungeschützt im Cockpit aushält muss schon arg hart im Nehmen sein. Wir sind es nicht und waren über unseren Schattenspender sehr froh. Als netten Nebeneffekt schafft die Überdachung noch eine gemütliche Atmosphäre im Cockpit.
    Aufgebaut ist das Teil auch ganz fix. Auf den Baum legen, ausrollen, mit ein paar Gummistropps und diesen schnell-klemm-clipsen (Link) befestigen und gut is. Am längsten dauert noch das vorherige Wegbinden der Lazy-Jacks.
    Fazit: Klare Empfehlung, must-have

    Fliegengitter
    Gemeint ist so ein Teil, das sich mit Saugnapf an der Vorschiffluke befestigen lässt (Link). Sehr praktisch, sowohl für den eigentlichen Zweck der Mückenabwehr bei geöffneter Luke, als auch als Sichtschutz. Wir lagen immer mit der Nase zum Steg, Luke immer offen und es muss ja nicht jeder direkt auf das Chaos unserer Wohnhöhle schauen...
    Fürs nächste mal benötigen wir noch eine Mückenabwehr für den Niedergang, da müssen wir uns über Winter mal etwas ausdenken...
    Fazit: Empfehlenswert

    Kühlbox
    Ja, ja, wie war das noch? VA18, klein, simpel, spartanisch, nur das Nötigste. Und dann 'ne Kühlbox?! Aber Logisch! Wer mag denn schon ein warmes Anlegerbier? Somit ist dann noch eine Kompressorkühlbox in der Backskiste gelandet. Hält die Getränke schön kühl, sorgt für sichere Bevorratung von empfindlicheren Lebensmitteln und schafft ganz neue kulinarische Möglichkeiten. Mehr ist auch gar nicht zu sagen.
    Fazit: Für Genussmenschen empfehlenswert

    Wasser & Co.
    Für einen gewissen Grad an Unabhängigkeit benötigt man eine Wasserversorgung. Diese haben wir über einen Faltkanister gelöst. Es gibt ja verschiedene Modelle und mein Tip ist: auf den Auslaufhahn achten. Unser erster Kauf hat nur ein dürres Rinnsal herausgelassen, das nervt total. Der Korrekturkauf hat einen echten Hahn, der die Spülschüssel dann auch in akezptabler Zeit befüllen kann. Apropos Spülschüssel: Eine Falt-Spülschüssel hat uns gute Dienste geleistet und verschwindet platzsparend in irgendeiner Ecke.
    Für die Warmwasserbereitung nutzten wir einen elektrischen Wasserkocher. Solange Landstrom vorhanden ist (was zum Frühstück bei uns immer der Fall war) geht das deutlich fixer und bequemer als mit Gaskocher und Wasserkessel.
    Wir haben noch einen Weithals-Kanister für Grauwasser dabeigehabt. Irgendwie fand' ich den Gedanken komisch, den Inhalt der Spülschüssel einfach so über Bord zu kippen...
    Fazit: Soll jeder selber entscheiden, aber nach Möglichkeit vorher testen.

    Navigation

    T-41
    Nein, wir hatten keinen russischen Panzer und auch keinen Terminator aus dem Hause Cyberdyne an Bord (auch wenn ich mir das angesichts mancher MoBos ab und zu gewünscht hätte).
    Gemeint ist unser Instrumentensystem Triton T-41 von B&G. Wirklich brauchen tut das natürlich kein Segler, aber es macht schon Spaß und befriedigt meinen Spieltrieb. Kurz vor unserem Törn habe ich noch ein kleines weisses Zauberdöschen (Lowrance Point-1) an den Bus angeschlossen, welches die GPS-Position, Kurs und Geschwindigkeit über Grund, den Magnetkompasskurs und weitere interessante, wenn auch unwichtige Daten (wie z.B. Krängungswinkel) ins System liefert. Zusammen mit der guten grafischen Darstellung und der weitgehend freien Konfigurierbarkeit der Anzeige war das dann ein gern und sehr häufig genutztes Hilfsmittel zur Navigation.
    Fazit: Für Technikfreaks empfehlenswert
    Nachtrag: mir tut es ja immer sehr leid, wenn ich ein Loch in unseren Firlefanz bohren muss. Ich war deshalb auch überhaupt nicht davon begeistert, für das Zauberdöschen ein weiteres Loch bohren zu müssen. Denn eigentlich wäre der beste Platz dafür genau vorm Mast. Eigentlich. Gelandet ist das Teil jetzt in dem hinteren Verbindungstunnel zwischen den Backskisten. Das Teil mitsamt T-Connector und Terminator (nicht von Cyberdyne) auf ein Brettchen geschraubt und das Brettchen mit etwas Sikaflex unter Yoga-Verrenkungen im Tunnel platziert. Natürlich erst, nachdem ich den Einbauort getestet habe. Ich hatte negativen Einfluss auf die GPS-Signalqualität durch das GFK oder Störungen der Kursanzeige durch den nahen Elektromotor befürchtet. Aber is nich. Die Signalqualität lässt sich ja anzeigen und die Kursanzeige habe ich bei Motorfahrt mit unserem Steuerkompass verglichen. Was soll ich sagen? Funktioniert einwandfrei!

    iSailor
    Hierbei handelt es sich um eine Kartenplotter-App fürs Smartphone. Ich bin ja mehr der Papierkarten-Typ. Ich mag die Arbeit mit Papierseekarten sehr gerne und natürlich hatten wir auch einen kompletten Kartensatz an Bord. Der App stand ich eher skeptisch gegenüber, auf einem Tablet mag das ja noch Sinn machen, aber auf einem kleinen Handy-Display? Da die Kosten überschaubar sind (deutlich weniger als der Papierkartensatz, dafür die doppelte Abdeckung) habe ich mich dann doch zum Kauf entschieden. So als Backup-Lösung für den Notfall.
    Am Ende kam es, wie es kommen musste. Die Papierseekarten wurden nur noch für die Planung herangezogen, unterwegs war die App das primäre Navigationshilfsmittel. Auf der VA18 sind die Bedingungen halt doch ein bisschen anders als auf dem Dickschiff. Mal eben kurz "nach unten" gehen und Navigation machen treibt meiner Frau den Angstschweiss auf die Stirn, da auf einmal reichlich ernährtes Luvgewicht fehlt. Wie einfach ist dagegen ein kurzer Griff zum Handy?
    Planen macht auf dem Handy keinen Spaß, dazu fehlt einfach die Übersicht. Aber die Streckennavigation, der kurze Blick in die Karte, das hat richtig gut funktioniert.
    Fazit: Empfehlenswert

    Kompass
    Ein Seeschiff braucht einen Steuerkompass. Basta. Schön wäre ein echter Kugelkompass für den Schotteinbau gewesen, aber Löcher sägen mag ich nicht. Deshalb haben wir uns einen abnehmbaren Hand-Peilkompass an das Schott geschraubt. Das ist dann halt die "kleine Lösung". Funktioniert leider nicht ganz ideal, da durch die Schottneigung die Ablesbarkeit leidet. Und ehrlich gesagt: gebraucht haben wir den Kompass kein einziges mal. Wir fahren ja nicht bei Nacht und die Distanzen erlauben einfache Sichtnavigation. Für den unwahrscheinlichen Fall des plötzlich aufkommenden "unsichtigen Wetters" und Ausfall der elektronischen Navigation, haben wir aber unserer Sorgfaltspflicht genüge getan. Und wie gesagt: ein richtiges Seeschiff...
    Fazit: braucht man nicht unbedingt. (aber irgendwie dann doch...)

    Sicherheit

    Ausreitgurt
    Meine Frau hat sich mehr Sicherheit auf der hohen Kante gewünscht. Da wir keinen Seezaun haben, mussten Ausreitgurte her. Mein PoS-Ansprechpartner hat mir einen Tipp für eine Lösung ohne Löcher-Bohren gegeben, welche wir dann auch umgesetzt haben:
    Wir spannen ein Ausreitgurt-Polster von Sprenger mit zwei Leinen zwischen Maststütze und Auge für Großschotblock. Das hält die Sitzbänke frei, die Backskisten zugänglich und erspart das Bohren von Löchern. Die idealen Längen haben wir durch ausprobieren ermittelt und jetzt befestigen wir das vorbereitete Teil bei Bedarf mit zwei Softschäkeln. Funktioniert gut und gibt auf der hohen Kante tatsächlich mehr Sicherheit, insbesondere bei etwas Welle.
    Fazit: Empfehlenswert

    Funke
    Es mag ein wenig übertrieben sein, aber ja, wir hatten eine Handfunke an Bord. Unser Winz-Boot ist tatsächlich eine eingetragene Seefunktstelle mit Zuteilungsurkunde, Rufzeichen und MMSI. Geboren wurde dieser Spleen aus Sicherheitsüberlegungen. Selbst meiner Tochter kann ich beibringen, welchen Knopf sie drücken soll "wenn irgendwas ganz ganz Schlimmes passiert ist". Das beruhigt ein wenig.
    Gebraucht haben wir das Teil (glücklicherweise) nicht. Unterwegs haben wir einmal einen Urgency-Call empfangen (vermisster Taucher), bei dem wir aber nicht unterstützen konnten.
    Fazit: Für Sicherheitsfanatiker eine Überlegung wert

    Stauraum

    Pantrybox
    Eigentlich klar, wer seine VA18 halbwegs urlaubstauglich ausstatten möchte, kommt um die Pantrybox nicht herum. Optimale Ausnutzung des vorhandenen Stauraums, bequemer Einstieg, Ablagemöglichkeit und Cockpit-Tisch. Muss ich noch mehr schreiben?
    Fazit: sehr empfehlenswert, must-have

    Seitentaschen
    Wir haben bei unserem PoS zwei Seitentaschen à 4 Fächer zur Montage an Stb. und Bb. bestellt. Bei unseren Binnensegeltagen landet da immer Kleinkram von Handy bis Autoschlüssel drin. Aber jetzt im Urlaubsmodus lernten wir die Taschen so richtig zu schätzen. Es sind halt die einzigen jederzeit und einfach erreichbaren Stauräume. Das hilft schon sehr.
    Fazit: empfehlenswert

    Sonstiges Geraffel

    Poppi
    Direkt nach dem Einkranen kamen Trümmi und Schotti in die Backskiste und kamen dort auch erst nach dem Auskranen wieder raus. Ist zwar traurig für die Beiden, da sie so gar nichts von Kroatien sehen durften, zeigt aber, wie zufrieden wir mit Poppi waren. Poppi hat Gewitterplatzregen, überkommendes Wasser und neugierige Blicke ohne Probleme abgehalten und ist deutlich ergonomischer als Trümmi und Schotti.
    Fazit: Sehr empfehlenswert.

    Gartenschlauch
    Ja, richtig gelesen. Selbst daran haben wir gedacht. Eingesetzt wurde dieser zur regelmäßigen Bootsreinigung. Durch überkommendes Salzwasser bildet sich eine regelrechte Salzkruste. Das ist optisch nicht schön, kann man aber verschmerzen. Schlimmer ist, dass das Salz in Verbindung mit Feuchtigkeit so einen schmierig, rutschigen Belag bildet. Da macht der Weg übers Vorschiff keine Freude mehr. Das lässt sich natürlich auch mit Pütz und Feudel in den Griff bekommen, einfacher ist es aber mit dem Gartenschlauch.
    Fazit: Für bequeme Sauberkeitsfanatiker empfehlenswert

    Anker
    Wir haben unsere VA18 vor zwei Jahren im Herbst zur Auslieferung zum nächsten Saisonstart bestellt. Der Winter dazwischen war geprägt von Vorfreude und Wartezeit, welche mit ausgiebigen Ausrüstungskauf-Orgien verkürzt wurde. Als ahnungsloser Anfänger bestellt man dann halt ein "Ankerset für ein 6m-Schiff" beim Ausrüster. Geliefert wurden dann: 30m Ankerleine, 5m Kettenvorlauf und ein 5kg Plattenanker. Das ist für unsere Binnenpfütze natürlich alles total überdimensioniert und ein einfacher Klappdraggen hätte es auch getan. Naja.
    Für den Küsteneinsatz waren wir jetzt aber dankbar und das Ankerset erscheint mir keineswegs mehr überdimensioniert. Für unsere Badestopps haben wir (wie zuhause) den Kettenvorlauf nicht mit eingeschäkelt. Und da hatte ich manchmal bedenken. Je nach Schwell-Situation hat sich der Anker doch ein bisschen im Sandgrund vorgearbeitet, beim längeren Einsatz wäre der Kettenvorlauf unbedingt notwendig gewesen.
    Vorschriftsgemäß hatten wir sogar einen Ankerball dabei. Da wir das Teil nun schon mitgeschleppt haben, wurde es auch regelmäßig eingesetzt. Damit waren wir vermutlich das einzige Schiff in ganz Kroatien...
    Fazit: Ein "g'scheiter" Anker ist zwingend notwendig, der Ankerball darf auch zuhause bleiben.

    E-Motor
    Unter den Elektroantrieben ist der Torqeedo momentan alternativlos. Das Leistungsniveau geht über den reinen "Flautenschieber" deutlich hinaus und macht -mit Einschränkungen- eben auch "richtige" Törns ausserhalb von Binnenrevieren möglich. Aber eben dieser Einschränkungen sollte man sich bewusst sein. Bei Bedarf kann der Torqeedo auch gegen Welle und Strom gut anschieben, dies geht dann aber sehr deutlich zu lasten der Reichweite. Deshalb versteht es sich von selbst, dass wir immer mit einem zu 100% geladenen Akku gestartet sind. Zusätzlich haben wir darauf geachtet, ein geschütztes Ausweichziel immer in rund 3sm Entfernung unserer Route zu haben. Ich halte es für realistisch, diese 3sm auch unter widrigen Bedingungen mit einer Akku-Ladung anlaufen zu können, was ich aber deutlich als mein "Bauchgefühl" aufgrund der bisher gemachten Erfahrung darstellen möchte. Da steht keine Berechnung mit Leistungswerten und Akku-Kapazität dahinter.
    Mir schwebt allerdings noch vor, ein 12V-Ladekabel zu basteln, um im Notfall auch noch den großen Bordakku anzapfen zu können. Der ist aus unserer Minn-Kota Zeit für die jetzige Bordelektrik eigentlich überdimensioniert und könnte so als Notfall-Reserve "für die letzte Meile" hinzugezogen werden.
    Aber es dürfte klar sein: Fürs "Strecke machen" sollte man das Gerät nicht unbedingt heranziehen.
    Fazit: Brauchbar, aber m.E. nur für diejenigen Segler, die auf Ihrer Binnenpfütze sowieso elektrisch unterwegs sind und nicht extra einen Benziner für den Urlaub anschaffen möchten.
    Nachtrag: gebraucht haben wir den Motor nur für Hafen- und Ankermanöver, kurze Überführungen vom/zum Kranen, eine Flautenstrecke von rund 3sm und einmal als Hilfe gegen unerwartet heftigen Gegenstrom. Aufgrund seiner eingeschränkten Leistungen "erzieht" der E-Motor auch zum Segeln. Solange das Boot unter Segeln noch mit -sagen wir- 2kn vorwärts kommt (was bei der VA18 schon bei knapp über Windstille der Fall ist), macht es wenig Sinn, unter E-Motor mit 3kn Marschfahrt unterwegs sein zu wollen.

    Folge 8: Unter MoBos

    Zur Beachtung:
    Ich bitte alle Motorbootfahrer, aber auch alle Segler, die folgenden Zeilen als das zu verstehen, was sie sein sollen: eine satirisch überspitzte, hoffentlich leidlich unterhaltsame, Auseinandersetzung mit unseren Erlebnissen und Eindrücken. Ich möchte keinesfalls MoBo-Bashing betreiben und betonen, dass wir sehr nette Begegnungen mit Motorbootfahrern hatten. Und dabei ist mir klar geworden, dass wir Segler, die wir häufig unsere hochgeschätzte "gute Seemannschaft" wie einen Fetisch verbiestert vor uns hertragen, vom lockeren Pragmatismus der MoBo-Fahrer lernen könnten.

    Das MoBo

    Lebensraum und Verbreitung:
    MoBos sind an allen Küsten Europas anzutreffen, wobei ein deutliches Nord-Süd Gefälle existiert. An Atlantik, Nord- und Ostsee gibt es vereinzelte, kleinere MoBo-Kolonien aber die Verbreitung ist insgesamt sehr gering. Im Mittelmeer konnten sich in den letzten Jahrzehnten dagegen große Kolonien ausbilden, welche insbesondere in den Sommermonaten stark anwachsen.
    Häufig wurden auch nomadisierende MoBos beobachtet, welche Ihre Behausung über weite Landstrecken transportieren um sich wechselnden Kolonien anzuschließen. Eine abschließende Erklärung für dieses Verhalten konnte noch nicht gefunden werden, vermutlich suchen sie geeignetere warme Habitate auf, um bessere Bedingungen für Jagd, Paarung und Aufzucht vorzufinden.

    Aussehen und Erscheinung:
    Es wird vermutet, dass MoBos temperaturabhängig ein Sommer- oder Wintergefieder tragen. Bisher konnte nur das Sommergefieder beobachtet werden. Dieses besteht beim MoBo-Männchen aus einem meist bunten Gewebeverhang, welcher knapp unterhalb der durch ausgiebigen Flüssigkeitskonsum stark ausgebildeten Bauchwölbung getragen wird.
    Das MoBo-Weibchen bevorzugt ein zweiteiliges buntes Gefieder, welches insgesamt äusserst knapp bemessen ist. Dies wird allgemein als Ausdruck von schonendem Umgang mit den vermutlich äußerst knappen Geweberessourcen gewertet.

    Die Jagd:
    Das MoBo jagt immer mitsamt seiner Behausung, wozu es allmorgendlich die Kolonie verlässt. Das Verlassen der Kolonie folgt einem erstaunlichen Ritual, dessen genaue Bedeutung noch viele Rätsel aufgibt.
    Die Vorbereitungen beginnen schon am frühen Morgen, wenn das MoBo-Weibchen unter Anwendung von allerlei bunten Farben sein Aussehen verändert. Es ist unter Forschern umstritten, ob dies der Tarnung dient oder ob potentielle Konkurrentinnen im Sinne einer Kriegsbemalung eingeschüchtert werden sollen.
    Die Absicht zum bevorstehenden Verlassen der Kolonie wird rechtzeitig durch laute Geräusche angekündigt. Vermutlich dient dies sozialen Zwecken um andere MoBos über das bevorstehende Verlassen zu informieren oder um den eigenen Status in der Rangfolge durch die Art der Geräusche zu demonstrieren und zu festigen.
    Vereinzelt geht die Geräuschbildung mit einer sehr ausgeprägten Geruchsbildung einher, dann auch häufig in Verbindung mit der Produktion von bläulichen Rauchsignalen.
    Ist die Zeit zum Verlassen der Kolonie gekommen, bewaffnet sich das MoBo-Weibchen mit einer Art Speer oder Lanze und postiert sich ganz vorne auf der Wohnbehausung. Nach Aufforderung durch das MoBo-Männchen löst das MoBo-Weibchen die Haltefäden, mit denen es die Behausung am Abend vorher mit sehr indivduellen Verknotungskunstwerken an seiner Position fixiert hat. Falls vorhanden, wird das MoBo-Weibchen dabei sehr häufig von Jung-MoBos unterstützt. Oftmals scheint dieser Teil des Rituals nicht zur Zufriedenheit des MoBo-Männchens ausgeführt zu werden, worauf dieses durch tendenziell aggressives Verhalten gegenüber seinem Weibchen und seinen Jungen auffällt, was nicht die einzige Merkwürdigkeit dieses Rituals darstellt.
    Ist es gelungen, die Haltefäden zu lösen setzt sich die Wohnbehausung in Bewegung. Nun folgt ein sehr ungewöhnliches Verhalten, für das bisher noch kein zufriedenstellender Erklärungsansatz gefunden werden konnte. Obwohl das MoBo als sehr sozial, freundlich und kooperativ gilt, entwickelt das MoBo-Weibchen im Moment des Verlassens eine erstaunliche und vollkommen unerwartete Feindseligkeit gegenüber anderen MoBo-Behausungen. Mit seiner Lanze sticht es ohne Rücksicht auf etwaige Schäden auf andere Behausungen ein und versucht diese fernzuhalten. Selbst eigene Gefährdung und Verletzung wird dabei billigend in Kauf genommen. Ob dies andere MoBos einschüchtern soll um damit die Chance auf den eigenen Jagderfolg zu erhöhen, ist umstritten. Zumal dieses Verhalten auch gegenüber unbewohnten MoBo-Behausungen beobachtet wurde. In manchen Fällen wurde Gegenwehr von anderen MoBos beobachtet, wobei diese dann fast ausschließlich von MoBo-Männchen vorgenommen wird.
    Das MoBo-Männchen ist dagegen stets bemüht, die eigene Behausung ohne Eigen- und Fremdschädigung aus der Kolonie zu lösen. Dies muss wohl hohe Anforderungen an die kognitiven und körperlichen Fähigkeiten des MoBo-Männchens stellen, denn es gelingt nicht allen MoBo-Männchen in gleicher Weise erfolgreich. Insbesondere der Faktor Erfahrung scheint sich äusserst positiv auf die Minderung von Schäden auszuwirken.

    Die Jagd selber ist nach wie vor ein bisher unerforschter Bereich. Es ist weder klar, was MoBos jagen, noch konnte jemals ein Jagderfolg in freier Wildbahn beobachtet werden.
    Als gesichert gilt jedoch, dass die gejagte Beute sehr schnell sein muss. Denn hohe Geschwindigkeiten sind bei MoBos auf der Jagd fast ausschliesslich zu beobachten und generell scheinen MoBos sehr hohen Wert auf den Faktor Geschwindigkeit zu legen.
    Da sich immer viele MoBos gleichzeitig auf der Jagd im selben Revier befinden, müssen sich im Laufe der Evolution Regelwerke für das gemeinsame Jagen entwickelt haben. Diese konnten bis heute jedoch nicht eindeutig identifiziert werden, da immer wieder widersprüchliches Verhalten beobachtet werden konnte. Zum Einen scheint es sehr komplizierte Regeln zu geben, nach denen MoBos sich vollkommen überraschend gegenseitig aus dem Weg gehen, zum anderen scheint es aber auch auf Größe und/oder Geschwindigkeit der MoBo-Behausung anzukommen.

    Als gesichert gilt jedoch, dass die Jagd für die MoBos sehr anstrengend sein muss. Schon nach kurzer Zeit werden Ruhezonen zur Erholung aufgesucht. Zur Kühlung und Regelung der Körpertemperatur werden grundsätzlich zwei verschiedene Strategien, häufig auch in Kombination angewendet. Die interne Kühlung erfolgt auf Basis der Aufnahme von großen Mengen an Flüssigkeiten. Die externe Kühlung erfolgt durch Verlassen der Behausung und ausgiebige Wasserbäder. Einzelnen MoBo-Exemplaren reichen diese Kühlungsstrategien nicht aus, sodass sie ihren Temperaturhaushalt nur durch ganzes oder teilweises Abwerfen Ihres Sommergefieders in den Griff bekommen können.

    Am Abend kehren die MoBos zur Kolonie zurück. Das Ritual beim Verlassen der Kolonie wird nun in sehr ähnlicher Weise wiederholt. Auch hier hat sich das bewaffnete MoBo-Weibchen wieder an der vorderen Spitze der Behausung postiert, bereit, jederzeit andere MoBo-Behausungen zu attackieren.
    Geschwächt und müde von der anstrengenden Jagd hat das MoBo-Männchen sichtlich Schwierigkeiten, die Behausung wieder sicher in die Kolonie zu integrieren. Es gelingt nur den erfahrensten MoBo-Männchen auf Anhieb fehlerfrei. Sollte dies nicht auf Anhieb gelingen, erwächst aus einer unglücklichen Verkettung von Ungeschicklichkeiten meist eine kleine Katastrophe für die gesamte Kolonie. Die aktuelle Lehrmeinung geht davon aus, dass in diesem komplexen Prozess allein das MoBo-Weibchen für die völlig ausser Kontrolle geratene Situation verantwortlich sein kann. Anders lässt sich die häufig folgende aggressive Reaktion des MoBo-Männchens gegenüber seines Weibchens nicht erklären. Vermutlich hat das MoBo-Weibchen in diesem Fall die anderen MoBo-Behausungen nicht energisch genug mit seinem Speer attackiert um genügend Raum für die eigene Behausung zu schaffen.
    Nachdem die Behausung an ihrem Platz ist, fischt das MoBo-Weibchen mit großer Geschicklichkeit die Haltefäden aus dem Meer und fixiert damit die Behausung an ihrer Position. Dazu bedient sich das MoBo-Weibchen kunstvoller Flechtarbeiten, welche durchaus als Ausdruck von Individualität gewertet werden dürfen.

    Aufzucht und Brutpflege:
    Nach erfolgreicher Paarung erfolgt die Aufzucht der Jung-MoBos innerhalb der Wohnbehausung. Die Jung-MoBos werden schrittweise an die gefährliche Jagd und die zugehörigen Rituale herangeführt.
    Auffällig ist, dass die Größe der Wohnbehausung kontinuierlich mit dem wachsenden Raumbedarf der MoBo Familie angepasst wird. Erstaunlich ist jedoch, dass die Wohnbehausung nach Flügge-werden des Nachwuchses im allgemeinen nicht verkleinert, häufig jedoch weiter vergrößert wird.
    Es konnte ebenfalls beobachtet werden, dass die Alt-MoBos Ihrem adoleszenten Nachwuchs Ihre Wohnhöhle temporär überlassen. Dies wird dann zu geheimnisvollen Initiationsritualen mit erstaunlichem Flüssigkeitskonsum genutzt.

    Das Balzverhalten:
    Das paarungswillige MoBo-Männchen drückt dies bevorzugt durch Wahl und Ausstattung seiner Behausung und dominantes Auftreten gegenüber anderen Lebewesen aus. Die Behausung ist meist länglich und flach und häufig in sehr bunten Farben gestaltet. Nur selten weisen die Behausungen von paarungswilligen MoBo-Männchen die Merkmale von Wohnbehausungen auf, äusserst wichtig scheint dagegen das Vorhandensein von großen Liegeflächen zu sein.
    Mit hoher Geschwindigkeit werden vermutete Aufenthaltsorte von MoBo-Weibchen aufgesucht. Diese finden sich häufig an Stränden oder in urbanen Lebensräumen mit Wasserzugang. Dort wird versucht, durch laute Geräusche und oftmals laute Musik die Aufmerksamkeit der MoBo-Weibchen zu erlangen.
    Gelingt dies, zeigt das MoBo-Weibchen seine paarungsbereitschaft durch Betreten der Behausung und demonstrative In-Beschlagnahme der vorhandenen Liegefläche.