Mit der VA18 nach Kroatien...

  • Folge 8: Unter MoBos

    Zur Beachtung:
    Ich bitte alle Motorbootfahrer, aber auch alle Segler, die folgenden Zeilen als das zu verstehen, was sie sein sollen: eine satirisch überspitzte, hoffentlich leidlich unterhaltsame, Auseinandersetzung mit unseren Erlebnissen und Eindrücken. Ich möchte keinesfalls MoBo-Bashing betreiben und betonen, dass wir sehr nette Begegnungen mit Motorbootfahrern hatten. Und dabei ist mir klar geworden, dass wir Segler, die wir häufig unsere hochgeschätzte "gute Seemannschaft" wie einen Fetisch verbiestert vor uns hertragen, vom lockeren Pragmatismus der MoBo-Fahrer lernen könnten.

    Das MoBo

    Lebensraum und Verbreitung:
    MoBos sind an allen Küsten Europas anzutreffen, wobei ein deutliches Nord-Süd Gefälle existiert. An Atlantik, Nord- und Ostsee gibt es vereinzelte, kleinere MoBo-Kolonien aber die Verbreitung ist insgesamt sehr gering. Im Mittelmeer konnten sich in den letzten Jahrzehnten dagegen große Kolonien ausbilden, welche insbesondere in den Sommermonaten stark anwachsen.
    Häufig wurden auch nomadisierende MoBos beobachtet, welche Ihre Behausung über weite Landstrecken transportieren um sich wechselnden Kolonien anzuschließen. Eine abschließende Erklärung für dieses Verhalten konnte noch nicht gefunden werden, vermutlich suchen sie geeignetere warme Habitate auf, um bessere Bedingungen für Jagd, Paarung und Aufzucht vorzufinden.

    Aussehen und Erscheinung:
    Es wird vermutet, dass MoBos temperaturabhängig ein Sommer- oder Wintergefieder tragen. Bisher konnte nur das Sommergefieder beobachtet werden. Dieses besteht beim MoBo-Männchen aus einem meist bunten Gewebeverhang, welcher knapp unterhalb der durch ausgiebigen Flüssigkeitskonsum stark ausgebildeten Bauchwölbung getragen wird.
    Das MoBo-Weibchen bevorzugt ein zweiteiliges buntes Gefieder, welches insgesamt äusserst knapp bemessen ist. Dies wird allgemein als Ausdruck von schonendem Umgang mit den vermutlich äußerst knappen Geweberessourcen gewertet.

    Die Jagd:
    Das MoBo jagt immer mitsamt seiner Behausung, wozu es allmorgendlich die Kolonie verlässt. Das Verlassen der Kolonie folgt einem erstaunlichen Ritual, dessen genaue Bedeutung noch viele Rätsel aufgibt.
    Die Vorbereitungen beginnen schon am frühen Morgen, wenn das MoBo-Weibchen unter Anwendung von allerlei bunten Farben sein Aussehen verändert. Es ist unter Forschern umstritten, ob dies der Tarnung dient oder ob potentielle Konkurrentinnen im Sinne einer Kriegsbemalung eingeschüchtert werden sollen.
    Die Absicht zum bevorstehenden Verlassen der Kolonie wird rechtzeitig durch laute Geräusche angekündigt. Vermutlich dient dies sozialen Zwecken um andere MoBos über das bevorstehende Verlassen zu informieren oder um den eigenen Status in der Rangfolge durch die Art der Geräusche zu demonstrieren und zu festigen.
    Vereinzelt geht die Geräuschbildung mit einer sehr ausgeprägten Geruchsbildung einher, dann auch häufig in Verbindung mit der Produktion von bläulichen Rauchsignalen.
    Ist die Zeit zum Verlassen der Kolonie gekommen, bewaffnet sich das MoBo-Weibchen mit einer Art Speer oder Lanze und postiert sich ganz vorne auf der Wohnbehausung. Nach Aufforderung durch das MoBo-Männchen löst das MoBo-Weibchen die Haltefäden, mit denen es die Behausung am Abend vorher mit sehr indivduellen Verknotungskunstwerken an seiner Position fixiert hat. Falls vorhanden, wird das MoBo-Weibchen dabei sehr häufig von Jung-MoBos unterstützt. Oftmals scheint dieser Teil des Rituals nicht zur Zufriedenheit des MoBo-Männchens ausgeführt zu werden, worauf dieses durch tendenziell aggressives Verhalten gegenüber seinem Weibchen und seinen Jungen auffällt, was nicht die einzige Merkwürdigkeit dieses Rituals darstellt.
    Ist es gelungen, die Haltefäden zu lösen setzt sich die Wohnbehausung in Bewegung. Nun folgt ein sehr ungewöhnliches Verhalten, für das bisher noch kein zufriedenstellender Erklärungsansatz gefunden werden konnte. Obwohl das MoBo als sehr sozial, freundlich und kooperativ gilt, entwickelt das MoBo-Weibchen im Moment des Verlassens eine erstaunliche und vollkommen unerwartete Feindseligkeit gegenüber anderen MoBo-Behausungen. Mit seiner Lanze sticht es ohne Rücksicht auf etwaige Schäden auf andere Behausungen ein und versucht diese fernzuhalten. Selbst eigene Gefährdung und Verletzung wird dabei billigend in Kauf genommen. Ob dies andere MoBos einschüchtern soll um damit die Chance auf den eigenen Jagderfolg zu erhöhen, ist umstritten. Zumal dieses Verhalten auch gegenüber unbewohnten MoBo-Behausungen beobachtet wurde. In manchen Fällen wurde Gegenwehr von anderen MoBos beobachtet, wobei diese dann fast ausschließlich von MoBo-Männchen vorgenommen wird.
    Das MoBo-Männchen ist dagegen stets bemüht, die eigene Behausung ohne Eigen- und Fremdschädigung aus der Kolonie zu lösen. Dies muss wohl hohe Anforderungen an die kognitiven und körperlichen Fähigkeiten des MoBo-Männchens stellen, denn es gelingt nicht allen MoBo-Männchen in gleicher Weise erfolgreich. Insbesondere der Faktor Erfahrung scheint sich äusserst positiv auf die Minderung von Schäden auszuwirken.

    Die Jagd selber ist nach wie vor ein bisher unerforschter Bereich. Es ist weder klar, was MoBos jagen, noch konnte jemals ein Jagderfolg in freier Wildbahn beobachtet werden.
    Als gesichert gilt jedoch, dass die gejagte Beute sehr schnell sein muss. Denn hohe Geschwindigkeiten sind bei MoBos auf der Jagd fast ausschliesslich zu beobachten und generell scheinen MoBos sehr hohen Wert auf den Faktor Geschwindigkeit zu legen.
    Da sich immer viele MoBos gleichzeitig auf der Jagd im selben Revier befinden, müssen sich im Laufe der Evolution Regelwerke für das gemeinsame Jagen entwickelt haben. Diese konnten bis heute jedoch nicht eindeutig identifiziert werden, da immer wieder widersprüchliches Verhalten beobachtet werden konnte. Zum Einen scheint es sehr komplizierte Regeln zu geben, nach denen MoBos sich vollkommen überraschend gegenseitig aus dem Weg gehen, zum anderen scheint es aber auch auf Größe und/oder Geschwindigkeit der MoBo-Behausung anzukommen.

    Als gesichert gilt jedoch, dass die Jagd für die MoBos sehr anstrengend sein muss. Schon nach kurzer Zeit werden Ruhezonen zur Erholung aufgesucht. Zur Kühlung und Regelung der Körpertemperatur werden grundsätzlich zwei verschiedene Strategien, häufig auch in Kombination angewendet. Die interne Kühlung erfolgt auf Basis der Aufnahme von großen Mengen an Flüssigkeiten. Die externe Kühlung erfolgt durch Verlassen der Behausung und ausgiebige Wasserbäder. Einzelnen MoBo-Exemplaren reichen diese Kühlungsstrategien nicht aus, sodass sie ihren Temperaturhaushalt nur durch ganzes oder teilweises Abwerfen Ihres Sommergefieders in den Griff bekommen können.

    Am Abend kehren die MoBos zur Kolonie zurück. Das Ritual beim Verlassen der Kolonie wird nun in sehr ähnlicher Weise wiederholt. Auch hier hat sich das bewaffnete MoBo-Weibchen wieder an der vorderen Spitze der Behausung postiert, bereit, jederzeit andere MoBo-Behausungen zu attackieren.
    Geschwächt und müde von der anstrengenden Jagd hat das MoBo-Männchen sichtlich Schwierigkeiten, die Behausung wieder sicher in die Kolonie zu integrieren. Es gelingt nur den erfahrensten MoBo-Männchen auf Anhieb fehlerfrei. Sollte dies nicht auf Anhieb gelingen, erwächst aus einer unglücklichen Verkettung von Ungeschicklichkeiten meist eine kleine Katastrophe für die gesamte Kolonie. Die aktuelle Lehrmeinung geht davon aus, dass in diesem komplexen Prozess allein das MoBo-Weibchen für die völlig ausser Kontrolle geratene Situation verantwortlich sein kann. Anders lässt sich die häufig folgende aggressive Reaktion des MoBo-Männchens gegenüber seines Weibchens nicht erklären. Vermutlich hat das MoBo-Weibchen in diesem Fall die anderen MoBo-Behausungen nicht energisch genug mit seinem Speer attackiert um genügend Raum für die eigene Behausung zu schaffen.
    Nachdem die Behausung an ihrem Platz ist, fischt das MoBo-Weibchen mit großer Geschicklichkeit die Haltefäden aus dem Meer und fixiert damit die Behausung an ihrer Position. Dazu bedient sich das MoBo-Weibchen kunstvoller Flechtarbeiten, welche durchaus als Ausdruck von Individualität gewertet werden dürfen.

    Aufzucht und Brutpflege:
    Nach erfolgreicher Paarung erfolgt die Aufzucht der Jung-MoBos innerhalb der Wohnbehausung. Die Jung-MoBos werden schrittweise an die gefährliche Jagd und die zugehörigen Rituale herangeführt.
    Auffällig ist, dass die Größe der Wohnbehausung kontinuierlich mit dem wachsenden Raumbedarf der MoBo Familie angepasst wird. Erstaunlich ist jedoch, dass die Wohnbehausung nach Flügge-werden des Nachwuchses im allgemeinen nicht verkleinert, häufig jedoch weiter vergrößert wird.
    Es konnte ebenfalls beobachtet werden, dass die Alt-MoBos Ihrem adoleszenten Nachwuchs Ihre Wohnhöhle temporär überlassen. Dies wird dann zu geheimnisvollen Initiationsritualen mit erstaunlichem Flüssigkeitskonsum genutzt.

    Das Balzverhalten:
    Das paarungswillige MoBo-Männchen drückt dies bevorzugt durch Wahl und Ausstattung seiner Behausung und dominantes Auftreten gegenüber anderen Lebewesen aus. Die Behausung ist meist länglich und flach und häufig in sehr bunten Farben gestaltet. Nur selten weisen die Behausungen von paarungswilligen MoBo-Männchen die Merkmale von Wohnbehausungen auf, äusserst wichtig scheint dagegen das Vorhandensein von großen Liegeflächen zu sein.
    Mit hoher Geschwindigkeit werden vermutete Aufenthaltsorte von MoBo-Weibchen aufgesucht. Diese finden sich häufig an Stränden oder in urbanen Lebensräumen mit Wasserzugang. Dort wird versucht, durch laute Geräusche und oftmals laute Musik die Aufmerksamkeit der MoBo-Weibchen zu erlangen.
    Gelingt dies, zeigt das MoBo-Weibchen seine paarungsbereitschaft durch Betreten der Behausung und demonstrative In-Beschlagnahme der vorhandenen Liegefläche.

    Ein Leben ohne Segelboot ist möglich, aber sinnlos.

  • Es gibt zwei Momente, die ich als Dickschiffcharterer genieße: Das Starten des Diesels am Morgen, wenn er kehlig seinen Dienst aufnimmt und den ersten Schluck Kühlwasser aussprotzt. Und den Moment, wenn die Tücher stehen und er sich wieder verabschieden kann und man nur noch Bugwelle und Kielwassergegurgel hört. So ganz ohne Maschine geht es bei dieser Grösse leider nicht.
    Sonst ist das schön beschrieben, wie sich die Kollegen verhalten. Sie wissen vielleicht nicht, was sie auf einem SeBo verpassen...

  • Folge 9: Ausrüstungserfahrungen

    So, gleich habt Ihr es geschafft, dies ist der letzte Artikel aus der Serie "Firlefanz auf großer Fahrt". Schonmal Danke fürs Lesen.
    Es folgen noch ein paar streng subjektive Ausrüstungserfahrungen, die für den einen oder anderen VA18-Segler vielleicht als Anregung dienen können...

    Komfort an Bord

    Sonnensegel
    Unverzichtbar für Törns in den warmen Süden. Schon zu Frühstückszeiten hatten wir meist 26°C im Schatten, an manchen Morgen nicht den leisesten Lufthauch, während die Sonne gnadenlos vom Himmel brennt. Wer es da noch ungeschützt im Cockpit aushält muss schon arg hart im Nehmen sein. Wir sind es nicht und waren über unseren Schattenspender sehr froh. Als netten Nebeneffekt schafft die Überdachung noch eine gemütliche Atmosphäre im Cockpit.
    Aufgebaut ist das Teil auch ganz fix. Auf den Baum legen, ausrollen, mit ein paar Gummistropps und diesen schnell-klemm-clipsen (Link) befestigen und gut is. Am längsten dauert noch das vorherige Wegbinden der Lazy-Jacks.
    Fazit: Klare Empfehlung, must-have

    Fliegengitter
    Gemeint ist so ein Teil, das sich mit Saugnapf an der Vorschiffluke befestigen lässt (Link). Sehr praktisch, sowohl für den eigentlichen Zweck der Mückenabwehr bei geöffneter Luke, als auch als Sichtschutz. Wir lagen immer mit der Nase zum Steg, Luke immer offen und es muss ja nicht jeder direkt auf das Chaos unserer Wohnhöhle schauen...
    Fürs nächste mal benötigen wir noch eine Mückenabwehr für den Niedergang, da müssen wir uns über Winter mal etwas ausdenken...
    Fazit: Empfehlenswert

    Kühlbox
    Ja, ja, wie war das noch? VA18, klein, simpel, spartanisch, nur das Nötigste. Und dann 'ne Kühlbox?! Aber Logisch! Wer mag denn schon ein warmes Anlegerbier? Somit ist dann noch eine Kompressorkühlbox in der Backskiste gelandet. Hält die Getränke schön kühl, sorgt für sichere Bevorratung von empfindlicheren Lebensmitteln und schafft ganz neue kulinarische Möglichkeiten. Mehr ist auch gar nicht zu sagen.
    Fazit: Für Genussmenschen empfehlenswert

    Wasser & Co.
    Für einen gewissen Grad an Unabhängigkeit benötigt man eine Wasserversorgung. Diese haben wir über einen Faltkanister gelöst. Es gibt ja verschiedene Modelle und mein Tip ist: auf den Auslaufhahn achten. Unser erster Kauf hat nur ein dürres Rinnsal herausgelassen, das nervt total. Der Korrekturkauf hat einen echten Hahn, der die Spülschüssel dann auch in akezptabler Zeit befüllen kann. Apropos Spülschüssel: Eine Falt-Spülschüssel hat uns gute Dienste geleistet und verschwindet platzsparend in irgendeiner Ecke.
    Für die Warmwasserbereitung nutzten wir einen elektrischen Wasserkocher. Solange Landstrom vorhanden ist (was zum Frühstück bei uns immer der Fall war) geht das deutlich fixer und bequemer als mit Gaskocher und Wasserkessel.
    Wir haben noch einen Weithals-Kanister für Grauwasser dabeigehabt. Irgendwie fand' ich den Gedanken komisch, den Inhalt der Spülschüssel einfach so über Bord zu kippen...
    Fazit: Soll jeder selber entscheiden, aber nach Möglichkeit vorher testen.

    Navigation

    T-41
    Nein, wir hatten keinen russischen Panzer und auch keinen Terminator aus dem Hause Cyberdyne an Bord (auch wenn ich mir das angesichts mancher MoBos ab und zu gewünscht hätte).
    Gemeint ist unser Instrumentensystem Triton T-41 von B&G. Wirklich brauchen tut das natürlich kein Segler, aber es macht schon Spaß und befriedigt meinen Spieltrieb. Kurz vor unserem Törn habe ich noch ein kleines weisses Zauberdöschen (Lowrance Point-1) an den Bus angeschlossen, welches die GPS-Position, Kurs und Geschwindigkeit über Grund, den Magnetkompasskurs und weitere interessante, wenn auch unwichtige Daten (wie z.B. Krängungswinkel) ins System liefert. Zusammen mit der guten grafischen Darstellung und der weitgehend freien Konfigurierbarkeit der Anzeige war das dann ein gern und sehr häufig genutztes Hilfsmittel zur Navigation.
    Fazit: Für Technikfreaks empfehlenswert
    Nachtrag: mir tut es ja immer sehr leid, wenn ich ein Loch in unseren Firlefanz bohren muss. Ich war deshalb auch überhaupt nicht davon begeistert, für das Zauberdöschen ein weiteres Loch bohren zu müssen. Denn eigentlich wäre der beste Platz dafür genau vorm Mast. Eigentlich. Gelandet ist das Teil jetzt in dem hinteren Verbindungstunnel zwischen den Backskisten. Das Teil mitsamt T-Connector und Terminator (nicht von Cyberdyne) auf ein Brettchen geschraubt und das Brettchen mit etwas Sikaflex unter Yoga-Verrenkungen im Tunnel platziert. Natürlich erst, nachdem ich den Einbauort getestet habe. Ich hatte negativen Einfluss auf die GPS-Signalqualität durch das GFK oder Störungen der Kursanzeige durch den nahen Elektromotor befürchtet. Aber is nich. Die Signalqualität lässt sich ja anzeigen und die Kursanzeige habe ich bei Motorfahrt mit unserem Steuerkompass verglichen. Was soll ich sagen? Funktioniert einwandfrei!

    iSailor
    Hierbei handelt es sich um eine Kartenplotter-App fürs Smartphone. Ich bin ja mehr der Papierkarten-Typ. Ich mag die Arbeit mit Papierseekarten sehr gerne und natürlich hatten wir auch einen kompletten Kartensatz an Bord. Der App stand ich eher skeptisch gegenüber, auf einem Tablet mag das ja noch Sinn machen, aber auf einem kleinen Handy-Display? Da die Kosten überschaubar sind (deutlich weniger als der Papierkartensatz, dafür die doppelte Abdeckung) habe ich mich dann doch zum Kauf entschieden. So als Backup-Lösung für den Notfall.
    Am Ende kam es, wie es kommen musste. Die Papierseekarten wurden nur noch für die Planung herangezogen, unterwegs war die App das primäre Navigationshilfsmittel. Auf der VA18 sind die Bedingungen halt doch ein bisschen anders als auf dem Dickschiff. Mal eben kurz "nach unten" gehen und Navigation machen treibt meiner Frau den Angstschweiss auf die Stirn, da auf einmal reichlich ernährtes Luvgewicht fehlt. Wie einfach ist dagegen ein kurzer Griff zum Handy?
    Planen macht auf dem Handy keinen Spaß, dazu fehlt einfach die Übersicht. Aber die Streckennavigation, der kurze Blick in die Karte, das hat richtig gut funktioniert.
    Fazit: Empfehlenswert

    Kompass
    Ein Seeschiff braucht einen Steuerkompass. Basta. Schön wäre ein echter Kugelkompass für den Schotteinbau gewesen, aber Löcher sägen mag ich nicht. Deshalb haben wir uns einen abnehmbaren Hand-Peilkompass an das Schott geschraubt. Das ist dann halt die "kleine Lösung". Funktioniert leider nicht ganz ideal, da durch die Schottneigung die Ablesbarkeit leidet. Und ehrlich gesagt: gebraucht haben wir den Kompass kein einziges mal. Wir fahren ja nicht bei Nacht und die Distanzen erlauben einfache Sichtnavigation. Für den unwahrscheinlichen Fall des plötzlich aufkommenden "unsichtigen Wetters" und Ausfall der elektronischen Navigation, haben wir aber unserer Sorgfaltspflicht genüge getan. Und wie gesagt: ein richtiges Seeschiff...
    Fazit: braucht man nicht unbedingt. (aber irgendwie dann doch...)

    Sicherheit

    Ausreitgurt
    Meine Frau hat sich mehr Sicherheit auf der hohen Kante gewünscht. Da wir keinen Seezaun haben, mussten Ausreitgurte her. Mein PoS-Ansprechpartner hat mir einen Tipp für eine Lösung ohne Löcher-Bohren gegeben, welche wir dann auch umgesetzt haben:
    Wir spannen ein Ausreitgurt-Polster von Sprenger mit zwei Leinen zwischen Maststütze und Auge für Großschotblock. Das hält die Sitzbänke frei, die Backskisten zugänglich und erspart das Bohren von Löchern. Die idealen Längen haben wir durch ausprobieren ermittelt und jetzt befestigen wir das vorbereitete Teil bei Bedarf mit zwei Softschäkeln. Funktioniert gut und gibt auf der hohen Kante tatsächlich mehr Sicherheit, insbesondere bei etwas Welle.
    Fazit: Empfehlenswert

    Funke
    Es mag ein wenig übertrieben sein, aber ja, wir hatten eine Handfunke an Bord. Unser Winz-Boot ist tatsächlich eine eingetragene Seefunktstelle mit Zuteilungsurkunde, Rufzeichen und MMSI. Geboren wurde dieser Spleen aus Sicherheitsüberlegungen. Selbst meiner Tochter kann ich beibringen, welchen Knopf sie drücken soll "wenn irgendwas ganz ganz Schlimmes passiert ist". Das beruhigt ein wenig.
    Gebraucht haben wir das Teil (glücklicherweise) nicht. Unterwegs haben wir einmal einen Urgency-Call empfangen (vermisster Taucher), bei dem wir aber nicht unterstützen konnten.
    Fazit: Für Sicherheitsfanatiker eine Überlegung wert

    Stauraum

    Pantrybox
    Eigentlich klar, wer seine VA18 halbwegs urlaubstauglich ausstatten möchte, kommt um die Pantrybox nicht herum. Optimale Ausnutzung des vorhandenen Stauraums, bequemer Einstieg, Ablagemöglichkeit und Cockpit-Tisch. Muss ich noch mehr schreiben?
    Fazit: sehr empfehlenswert, must-have

    Seitentaschen
    Wir haben bei unserem PoS zwei Seitentaschen à 4 Fächer zur Montage an Stb. und Bb. bestellt. Bei unseren Binnensegeltagen landet da immer Kleinkram von Handy bis Autoschlüssel drin. Aber jetzt im Urlaubsmodus lernten wir die Taschen so richtig zu schätzen. Es sind halt die einzigen jederzeit und einfach erreichbaren Stauräume. Das hilft schon sehr.
    Fazit: empfehlenswert

    Sonstiges Geraffel

    Poppi
    Direkt nach dem Einkranen kamen Trümmi und Schotti in die Backskiste und kamen dort auch erst nach dem Auskranen wieder raus. Ist zwar traurig für die Beiden, da sie so gar nichts von Kroatien sehen durften, zeigt aber, wie zufrieden wir mit Poppi waren. Poppi hat Gewitterplatzregen, überkommendes Wasser und neugierige Blicke ohne Probleme abgehalten und ist deutlich ergonomischer als Trümmi und Schotti.
    Fazit: Sehr empfehlenswert.

    Gartenschlauch
    Ja, richtig gelesen. Selbst daran haben wir gedacht. Eingesetzt wurde dieser zur regelmäßigen Bootsreinigung. Durch überkommendes Salzwasser bildet sich eine regelrechte Salzkruste. Das ist optisch nicht schön, kann man aber verschmerzen. Schlimmer ist, dass das Salz in Verbindung mit Feuchtigkeit so einen schmierig, rutschigen Belag bildet. Da macht der Weg übers Vorschiff keine Freude mehr. Das lässt sich natürlich auch mit Pütz und Feudel in den Griff bekommen, einfacher ist es aber mit dem Gartenschlauch.
    Fazit: Für bequeme Sauberkeitsfanatiker empfehlenswert

    Anker
    Wir haben unsere VA18 vor zwei Jahren im Herbst zur Auslieferung zum nächsten Saisonstart bestellt. Der Winter dazwischen war geprägt von Vorfreude und Wartezeit, welche mit ausgiebigen Ausrüstungskauf-Orgien verkürzt wurde. Als ahnungsloser Anfänger bestellt man dann halt ein "Ankerset für ein 6m-Schiff" beim Ausrüster. Geliefert wurden dann: 30m Ankerleine, 5m Kettenvorlauf und ein 5kg Plattenanker. Das ist für unsere Binnenpfütze natürlich alles total überdimensioniert und ein einfacher Klappdraggen hätte es auch getan. Naja.
    Für den Küsteneinsatz waren wir jetzt aber dankbar und das Ankerset erscheint mir keineswegs mehr überdimensioniert. Für unsere Badestopps haben wir (wie zuhause) den Kettenvorlauf nicht mit eingeschäkelt. Und da hatte ich manchmal bedenken. Je nach Schwell-Situation hat sich der Anker doch ein bisschen im Sandgrund vorgearbeitet, beim längeren Einsatz wäre der Kettenvorlauf unbedingt notwendig gewesen.
    Vorschriftsgemäß hatten wir sogar einen Ankerball dabei. Da wir das Teil nun schon mitgeschleppt haben, wurde es auch regelmäßig eingesetzt. Damit waren wir vermutlich das einzige Schiff in ganz Kroatien...
    Fazit: Ein "g'scheiter" Anker ist zwingend notwendig, der Ankerball darf auch zuhause bleiben.

    E-Motor
    Unter den Elektroantrieben ist der Torqeedo momentan alternativlos. Das Leistungsniveau geht über den reinen "Flautenschieber" deutlich hinaus und macht -mit Einschränkungen- eben auch "richtige" Törns ausserhalb von Binnenrevieren möglich. Aber eben dieser Einschränkungen sollte man sich bewusst sein. Bei Bedarf kann der Torqeedo auch gegen Welle und Strom gut anschieben, dies geht dann aber sehr deutlich zu lasten der Reichweite. Deshalb versteht es sich von selbst, dass wir immer mit einem zu 100% geladenen Akku gestartet sind. Zusätzlich haben wir darauf geachtet, ein geschütztes Ausweichziel immer in rund 3sm Entfernung unserer Route zu haben. Ich halte es für realistisch, diese 3sm auch unter widrigen Bedingungen mit einer Akku-Ladung anlaufen zu können, was ich aber deutlich als mein "Bauchgefühl" aufgrund der bisher gemachten Erfahrung darstellen möchte. Da steht keine Berechnung mit Leistungswerten und Akku-Kapazität dahinter.
    Mir schwebt allerdings noch vor, ein 12V-Ladekabel zu basteln, um im Notfall auch noch den großen Bordakku anzapfen zu können. Der ist aus unserer Minn-Kota Zeit für die jetzige Bordelektrik eigentlich überdimensioniert und könnte so als Notfall-Reserve "für die letzte Meile" hinzugezogen werden.
    Aber es dürfte klar sein: Fürs "Strecke machen" sollte man das Gerät nicht unbedingt heranziehen.
    Fazit: Brauchbar, aber m.E. nur für diejenigen Segler, die auf Ihrer Binnenpfütze sowieso elektrisch unterwegs sind und nicht extra einen Benziner für den Urlaub anschaffen möchten.
    Nachtrag: gebraucht haben wir den Motor nur für Hafen- und Ankermanöver, kurze Überführungen vom/zum Kranen, eine Flautenstrecke von rund 3sm und einmal als Hilfe gegen unerwartet heftigen Gegenstrom. Aufgrund seiner eingeschränkten Leistungen "erzieht" der E-Motor auch zum Segeln. Solange das Boot unter Segeln noch mit -sagen wir- 2kn vorwärts kommt (was bei der VA18 schon bei knapp über Windstille der Fall ist), macht es wenig Sinn, unter E-Motor mit 3kn Marschfahrt unterwegs sein zu wollen.

    Ein Leben ohne Segelboot ist möglich, aber sinnlos.

  • Hallo Matthias,

    noch mal danke auf für die Folgebeiträge. Das ist sehr aufschlussreich gewesen.

    Magst du noch etwas zu eurer Vorbereitung sagen? Ich meine welche Literatur habt ihr für eure Entscheidung benutzt, welche Karten, Handbücher etc., Gebühren und sonstige Kosten etc.

    liebe Grüße,

    Reinhard

    P.S. Die Lösung Fliegennetz im Niedergang ist recht simpel: Einfach ein einfaches Bau/Supermarkt-Fliegennetz nehmen, die Klettstreifen rechts und links des Niedergangs aufkleben - Fertig. Mache ich schon seit Jahren so und hat sich prima bewährt.

    Segeln ist ein Wassersport - wer nicht nass werden will, sollte Schach spielen...

  • Hallo Reinhard,

    Zitat von Talitha


    Magst du noch etwas zu eurer Vorbereitung sagen? Ich meine welche Literatur habt ihr für eure Entscheidung benutzt, welche Karten, Handbücher etc., Gebühren und sonstige Kosten etc.


    gerne.

    Zur Planung:
    Wir haben uns das Buch 888 Häfen und Buchten besorgt. Das kann ich uneingeschränkt empfehlen, es enthält die ganze Küste von Slowenien bis Montenegro in Seekartendarstellung. Natürlich nicht so detailliert wie eine Seekarte, aber es reicht, um einen Eindruck von den Verhältnissen zu bekommen. Jede Bucht und jeder Hafen ist markiert und wird entweder in Vergrößerung oder zumindest als Beschreibung vorgestellt. Ergänzt um allgemeine Revierinfos, Vorschriften, Wetter, etc.
    Damit konnten wir uns also die Küste runterhangeln und nach geeigneten Orten suchen. Die Endauswahl erfolgte dann per Internet. Mit google-maps lässt sich der Ort anschauen (streetview), die Verkehrsanbindung beurteilen, etc.

    Als Seekarten hatten wir den Satz 7 von Delius Klasing bestellt. Die DK-Karten fand' ich immer ganz gut, auf der Ostsee bin ich sehr gut mit denen zurecht gekommen. Von der Mittelmeervariante war ich jetzt etwas enttäuscht. Diese erscheinen v.a. nur alle zwei Jahre, d.h. die Karten waren auf Stand 01/2013. Deshalb hatte ich mir ganz perfektionistisch gleich noch den Berichtigungssatz mitbestellt, da laut Beschreibung ganze Austauschkarten enthalten sein sollten. Waren aber nicht. Es waren nur die üblichen Klebeschnipsel die ich auch umsonst hätte herunterladen und ausdrucken können. Da habe ich mich etwas verschaukelt gefühlt. Ansonsten ist das Kartenbild ok, der Maßstab geht leider nicht soweit herunter, wie von den Ostseekarten gewohnt. Dummerweise waren wir auch noch häufig an der "Schnittkante" unterwegs, sodass ich bei beengten VA18-Verhältnissen auch noch mit zwei Karten am Jonglieren war. Naja, war aber alles in allem schon ok.

    Dann haben wir uns noch diesen Revierführer gekauft, der war aber überflüssig. Die nautischen Infos sind besser und übersichtlicher im o.g. Revierführer beschrieben und die touristischen Infos lassen sich viel besser in einem klassischen Reiseführer nachschlagen.

    Gebühren und Kosten
    Nunja, die Anreise an sich kostet schon ein bissl was: Autobahn-Vignette für Österrreich (10Tage, 8 €), Sondermaut für die Tauernautobahn und den Karawankentunnel (Grössenordnung 10€), Autobahnvignette für Slowenien (30 Tage, 30€), Streckenmaut in Kroatien (Grössenordnung 30€)
    In der Marina kostet das Ein- und Auskranen, der Parkplatz für Auto und Trailer, sowie der Liegeplatz an sich. Die genauen Gebühren und evtl. Vergünstigungen lassen sich im Internet nachschlagen (Preisliste)
    Kroatien möchte auch noch ein bissl was haben. Die "Vignette" (die keine Vignette mehr ist, sondern nur noch eine Papierrechnung) kostet für 30 Tage 400 Kuna (ca. 58€). Es gibt auch eine 14 Tage Vignette, wir waren aber 16 Tage im Wasser... :? Beim nächsten Besuch gibt es aber wohl Rabatt...
    Dann kommt noch eine Sicherheits- und Leuchtfeuergebühr, sowie Kosten für eine "informative Seekarte" :roll: dazu, das waren noch mal 227 Kuna (ca. 32€), ist dafür ein Jahr gültig...
    Das wars dann aber auch schon... :?

    Viele Grüße,
    Matthias

    Ein Leben ohne Segelboot ist möglich, aber sinnlos.

  • Ich war noch nicht in der Ecke beim Segeln, aber nach allem was ich gehört und gelesen habe sind sie äußerst Kreativ...

    auch was die Hafengebühren anbelangt, die Bojenfelder, die Ankerbuchten... nach allem was man so hört und liest könnte man meinen es gäbe in ganz Kroatien keinen Fleck mehr an dem man ohne Gebühr eine Weile bleiben kann.

    Ankerbuchten werden zu Bojenfeldern und sogar ein kurzes Festmachen wird mit Gebühren bedacht... liest man zumindest. Ob das Flächendeckend so ist weiß ich nicht, aber die Leute mit denen ich mich unterhalte, die zum Teil schon seit 40 Jahren nach Kroatien fahren sind arg am schimpfen.

  • Ich kann das bestätigen, dass in HR quasi nur noch das Atmen umsonst ist.
    Wir sind diesen Sommer von einer Boje vertrieben worden, an der wir nur kurz für Mittag und für ein Erfrischungsbad festgemacht hatten. Wir haben uns geweigert bei dem Fritzen zu Essen und mussten wieder ablegen ... Auf der anderen Seite kann man es ihnen nicht verübeln, dass sie ihr schönes Land auch irgendwie "vermarkten" ... aber wie gesagt, man kann es auch übertreiben!
    Trotzdem, und das gebe ich hiermit kleinlaut zu, werde ich nächstes Jahr auch wieder innereuropäische Entwicklungshilfe leisten ... ist ja Urlaub ... da braucht man nicht so sein ... irgendwie ...

  • Oh je. Ich hatte genau befürchtet, dass dieser Thread nach meinem letztem Posting abdriften könnte. Und schon nimmt er langsam Kurs auf die "ganz schlimm da unten, nur noch Abzocke" Richtung.
    Dieser Grundtenor findet sich sehr häufig in Forenbeiträgen (Yacht-Forum, Segeln-Forum) zum Thema "Kroatien" oder "Mit Kleinkreuzer nach Kroatien". Und diese negative Grundstimmung hat uns an unserem Vorhaben zweifeln lassen. Wir haben uns tatsächlich gefragt, ob wir da überhaupt willkommen sein werden.

    Und genau das war die Motivation für mein ganzes Geschreibsel in diesem Thread. Mir ging es um die Darstellung unserer durchweg positiven Erfahrungen. Ich wollte allen Zweiflern Mut machen. Einfach mal selber ausprobieren, eigene Erfahrungen sammeln und nicht auf jede Hörensagen-Meinung aus zweiter oder dritter Hand vertrauen.

    Deshalb hier noch ein Versuch, ein paar Argumente zur Versachlichung beizusteuern:

    Preisniveau Kroatien:
    Die Zeiten eines billigen Reiselandes sind wohl unwiederbringlich vorbei. Vor diesem Hintergrund kann ich die Klagen über ständig steigende Liegeplatzgebühren durchaus nachvollziehen. Manch einer hat sich in den 80ern sein Traum von der Yacht im Mittelmeer zu durchaus günstigen Konditionen erfüllen können. Dann kam die Zäsur eines schrecklichen Krieges, mühsamer Wiederaufbau und langsames Zurückgewinnen verlorenen Vertrauens. Kaum war das geschafft, gingen die Preise auch schon durch die Decke. Nüchtern betrachtet hat sich das Preisniveau nur an das übliche Mittelmeer-Niveau angeglichen. "Günstig" ist selten geworden. Vielleicht noch in Tunesien zu finden. Ansonsten wirkt -wie überall- der emotionslose Mechanismus von Angebot und Nachfrage. Und letztere ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Eine wachsende Mittelschicht in Ost- und Süd-Ost Europa erfüllt sich inzwischen auch den Traum von einer Yacht. Sei es als Eigner oder Charterer. Ähnlich in der -bis vor kurzem als günstig geltenden- Türkei. Im Mittelmeer ist der "Yachtsport" tatsächlich noch Wachstumsmarkt. Aus deutscher Sicht vielleicht etwas ungewohnt. Dem Hörensagen nach war die Situation bei uns in den 70ern aber sehr ähnlich. Wartelisten, Aufnahmegebühren, Hinterlegung eines Darlehens,... Sowas gibt es bei uns wohl nur noch am Bodensee, wo immer noch irrwitzige Liegeplatzkonditionen zu finden sind. Angebot und Nachfrage eben.
    Ist das nun Abzocke? Das möchte ich da ungern unterstellen. Sicherlich haben wir für unser Winz-Boot ähnlich hohe Liegeplatzgelder gezahlt wie letztes Jahr an der Ostsee für die 33ft-Charterbratze. Da an der Ostsee die Preisliste aber üblicherweise erst bei 9 oder 10m startet, hat das für uns keinen Unterschied gemacht. Die kroatischen Preislisten sind diesbezüglich wenigstens noch fair gegenüber kleinen Booten...
    Kleiner Exkurs: Mai diesen Jahres waren wir mit 36ft in Porto Rotondo auf Sardinien. Schlappe 35€ pro Tag. Das war ein echtes Schnäppchen, denn im Sommer kostets dann mal eben 250€ pro Tag. Und dagegen steht absolut nix, keine adäquate Gegenleistung. Unvorstellbar grottige Sanitäranlagen. Aber scheinbar wirds gezahlt. Angebot und Nachfrage eben. Von solchen Auswüchsen ist Kroatien glücklicherweise (noch) entfernt.

    Vignette, Gebühren & Co.
    Gefühlt waren in kroatischen Gewässern mind. 90% Ausländer unterwegs. Für mich ist durchaus nachzuvollziehen, dass die entstehenden Kosten auf die tatsächlichen Nutzer und nicht allgemein auf den kroatischen Steuerzahler umgelegt werden sollen. Ähnliche Diskussionen führen wir hierzulande ja auch, siehe "Erhalt Schlei als Bundeswasserstraße", Neuregelung Schleusengebühren oder auch Autobahnmaut.
    Ich kann nicht beurteilen, ob der kroatische Staat jetzt noch "Plus" macht, und wenn ja, wieviel. Also ob die Einnahmen höher sind als Infrastruktur- und Verwaltungskosten. Aber mal ganz ehrlich, es ist mir auch schnurzpiepegal. Soll jeder selber für sich entscheiden, ob er diesen "Eintritt" als unangemessen hoch für diesen wunderschönen "Wasserspielplatz" empfindet.

    Bojenfeldabzocke
    Kann ich jetzt nicht so richtig mitreden. Wir waren an 9 Tagen mit Ziel "irgendwo ankern" draußen und haben dabei 7 verschiedene Ankerplätze besucht (und die waren logischerweise umsonst, Ankern ist -Abstand zum Bojenfeld vorausgesetzt- kostenlos). Wir kamen also scheinbar nicht in die Verlegenheit, ein kostenpflichtiges Bojenfeld nutzen zu müssen.
    Falls wir beim nächsten mal eine Bucht zum Übernachten nutzen sollten, würde ich eine Boje der Nacht vor Anker vorziehen. Ist halt bequemer und -einwandfreier Zustand des Muringblocks vorausgesetzt- sicherer. Dass für diese Leistung eine Gegenleistung in Form von Bezahlung fällig ist, sollte selbstverständlich sein. Genauso wie die Einhaltung der festgelegten Abstandsregeln zu Bojenfeldern. Warum das häufig zu Diskussionen führt, kann ich nicht so ganz nachvollziehen.
    Das temporäre Festmachen an einer Boje wird manchmal seitens des Betreibers geduldet, manchmal eben nicht. Aus Sicht des Betreibers durchaus nachvollziehbar. Der Tagesgast verschwindet vielleicht um 15.30Uhr, während ein potentieller Übernachtungsgast um 15.00Uhr bereits enttäuscht abgedreht ist.
    Abzocke? Hmm. Manche Kommune hierzulande erlaubt die ersten 15min kostenfreies Parken ("Brötchentaste") andere kassieren ab der ersten Minute.

    Zusammenfassung:
    Ich plädiere dafür, die Situation vor Ort differenziert zu betrachten und sich vor allem selbst ein Bild zu machen. Mein Eindruck ist, dass zu diesem Thema zu oft "Erfahrungswerte" vom Hörensagen unreflektiert weitergegeben werden. Da negative Erfahrungen bekanntermassen weitaus häufiger veröffentlicht werden, wird das Bild verfälscht.

    Wir haben uns übrigens willkommen gefühlt, auch als Kleinkreuzer-Crew. Im übrigen gilt der alte Spruch: wie es in den Wald hineinschallt...
    (den sollte sich mancher Urlaubsgast(!) mal hinter die Ohren schreiben...)

    Ein Leben ohne Segelboot ist möglich, aber sinnlos.

  • Keineswegs sollte mein Einwurf den Bericht in diese Richtung lenken. Es war nur der erste Gedanke, der mir bei "Sicherheits- und Leuchtfeuergebühr" kam. Irgendwie verursachen diese Gebührenbezeichnungen ein leichtes Störgefühl bei mir. Ich stell mir dabei komische Dinge vor falls man sie nicht bezahlt, wobei man da wohl keine Wahl hat …
    :?

    Als Signaturen verteilt wurden war ich segeln …

  • Danke Matthias, für diese ausführlichen Ergänzungen. Ich glaube, du hast hier vielen damit einen großen Gefallen getan.

    Ich rechne mal grob zusammen für 30 Tage:

    Straßen-, Leuchtfeuer- und ähnliche Gebühren 180 €
    Liegeplatz für 5,50m 30 Tage x 30 € 900 €
    2 x Kranen 5,50 m. 100 €
    PKW + Trailer (richtig) Parken 9+7€*30 Tage 480 €
    Macht zusammen ca. 1.660 €

    Macht pro Tag rund 55 € Plus Spritt und Bordkasse. Ist schon eine Hausnummer, am Ijsselmeer liegt man dafür schon 4-5 Tage.
    Andererseits für 1660 € vier Wochen Übernachtung für 2,5 Personen am Mittelmeer bekommt man bestenfalls auf einem Campingplatz.
    Ist also immer eine Frage der Sichtweise. Ich finde, es ist auf jeden Fall eine Überlegung wert.

    Segeln ist ein Wassersport - wer nicht nass werden will, sollte Schach spielen...

  • Hallo Reinhard,

    Du hast jetzt aber noch die Rabatte für längere Liegeplatzbenutzung und fürs Auskranen vergessen. Ansonsten passt die Rechnung.
    Mein Tipp: Falls es die Marina Kornati sein soll, einfach mal anmailen und um die Zusammenstellung eines Angebots bitten (geht auch über ein Formular auf der Webseite). Rückfragen wurden prompt und freundlich beantwortet (auf Deutsch).

    Evtl. lässt sich noch Geld sparen, indem man einen Parkplatz für Auto und Trailer außerhalb sucht. Beim Warten vor der Einfahrt wurde uns gleich ein entsprechendes Angebot gemacht... Haben wir aber nicht genutzt, kam uns etwas "komisch" vor.

    Persönlich würde ich für den Anfang nicht unbedingt gleich 30 Tage VA18 Urlaub anpeilen. Das sollte jeder erst mal ausprobieren, wie gut man mit den beengten Verhältnissen klar kommt. Wir hatten gegen Ende der 2 Wochen schon ein bisschen mit der Feuchtigkeit zu kämpfen, die wir nur schwer halbwegs in den Griff bekommen haben.

    Grüße,
    Matthias

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  • Hallo Matthias,

    danke für den Tipp, ich werde das mal machen.

    Also im Allgemeinen würde ich vor 30 Tagen in Talitha nicht zurückschrecken. Wir (meine Frau und ich) sind in Friesland und dem Ijsselmeer gern auch mal 3-4 Wochen unterwegs. Man muss natürlich etwas Spaß am Minimalismus haben. Ich habe das Rotkäppchen inzwischen mit festen Schaps statt Taschen, Schwalbennestern und andern Einbauten so optimiert, dass sich da auch länger gut drin wohnen lässt, selbst wenn das Wetter mal nicht so prickelnd ist. OK, aber mit Kind sieht das natürlich ganz anders aus.

    Die Liegegebühren werden wahrscheinlich in anderen Häfen ähnlich sein. Ich hatte mir das schon mal auf der Karte angesehen und meine, das in dem geschützten Revier sich auch gut lägere Törns machen lassen. Bei halbwegs vernünftigem Wetter, friedlicher Welle und passendem Wind macht Talitha auch schon mal 20 bis 25 Meilen am Tag gut.

    Was ich nicht verstanden habe, ist das mit der Feuchtigkeit. Wenn da bei 30° und mehr im Schatten ist, wo kommt die Feuchte her, oder ist es mehr das Salz, das sich ablagert und dann die Feuchtigkeit anzieht?

    lg,

    Reinhard

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  • Hallo Reinhard,

    Zitat von Talitha


    Was ich nicht verstanden habe, ist das mit der Feuchtigkeit. Wenn da bei 30° und mehr im Schatten ist, wo kommt die Feuchte her, oder ist es mehr das Salz, das sich ablagert und dann die Feuchtigkeit anzieht?

    nunja, nachts schlägt sich schon einiges an Feuchtigkeit nieder. Hinzu kommt der Dampf von 2,5 Personen. Das merkt man morgens schon. Trocknen tut es ganz gut bei Durchzug, sobald aber die vordere Luke zu ist (z.B. beim Segeln) tut sich nicht mehr so viel.
    Salz ist natürlich auch ein Thema. Die Badehandtücher und -klamotten trocknen zwar wunderbar in der Sonne, bei nächster Gelegenheit ziehen sie dann aber wieder Feuchtigkeit.
    Die Backskisten sind auch ein Feuchtbiotop. Sei es durch die häufigen Wasch-Aktionen (die Backskistendeckel der VA18 sind nicht besonders gut gegen Spritzwasser geschützt), durch die Ankerleine, Kondenswasser der Kühlbox, Wasserspielzeug, Pütz, und so weiter und so weiter...

    Grüße,
    Matthias

    Ein Leben ohne Segelboot ist möglich, aber sinnlos.

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