Welcher Aussenborder für VA18?

  • Hallo in die Runde,
    ich plane diesen Sommer einen grösseren Törn mit meinem VAchen, bei dem ich wohl des öfteren mal den Motor benutzen muss. Ich überlege mir daher zusätzlich zu meinem 500er Torqeedo Travel, der auf dem Ammersee gute Dienste leistet, einen leistungstärkeren Motor zuzulegen (sollte später auch mal küstennahe Fahrten bei Welle zulassen). Ein paar Fragen zu Erfahrungswerten von euch:
    1) Wieviel PS sollten es sein (auch in Hinblick zu Motorgewicht)?
    2) Herstellerpreferenzen (Preis/Leistung/Qualität/Startverhalten)?
    3) ich finde die gasbetriebenen Lehr-Motoren ganz interessant; gibt es damit Erfahrungen und welche Vorsichtsmassnahmen sind bzgl. Gasflasche zu ergreifen? (Da bei unserem Boot beispielsweise die Backkisten zur Kajüte hin ein wenig offen sind, besteht die Gefahr, dass schweres Propangas sich evtl. am Kajütboden sammelt ...! Ich weiss daher nicht, ob ich mir eine extra Box nur für die Gasflasche antun möchte ...)
    Danke für Feedback / Anregungen!
    Clemens

  • Moin,
    Ich bin 2 Sommer mit einem Yamaha 5 PS LS AB in der Ostsee gesegelt und motort und habe mir dann einen Mercury 3,5 PS LS.
    Der AB ist 10 kg leichter und die Leistung finde ich ausreichend.
    Zudem kann man auch noch langsamer fahren, d.h., bei Standgas ist die Geschwindigkeit geringer.
    Einen Nachteil muss ich aber einräumen, man muss beim Rückwärtsfahren oder Aufstoppen den Motor drehen.
    Das ist gewöhnungsbedürftig.
    Ich habe den 3,5 PS AB nun 5 Sommer. Er heißt "Freddy" und passt gut zu unserem Schiffchen.
    Ahoi - helmut

  • Moinsen,

    ich habe da auch lange hin und her überlegt und besonders intensiv die Sachlage bei "Digger Hamburg" mitverfolgt.
    Digger wollte ja den lauten und stinkenden Benziner loswerden und hat einige Tests mit dem großen Torqeedo unternommen.
    Für Hafenmanöver und kurze, absehbare Strecken ist das bestimmt eine Empfehlung.
    Geht's aber auf "große Tour" kann das kritisch werden.

    Der große Unterschied ist aus meiner Sicht der, dass die kleinen Motoren nicht an einen externen Tank anzuschließen sind.
    Das geht erst ab 4 bzw. 5 PS.
    Man muss also ggfs. unterwegs nachtanken.
    Ich meine: Das kann man meistern.
    Gewöhnungsbedürftig ist tatsächlich der fehlende Rückwärtsgang beim Lütten. Aber mit etwas Übung geht das früher oder später automatisch von der Hand.

    Denn die Vorteile für den kleinen, leichten 3,5 PS Motor liegen auf der Hand:
    - Leicht (wie oben schon beschrieben, dazu kommt ggfs. das Gewicht des zunächst vollen externen Tanks)
    - unkompliziert in der Handhabung
    - noch weniger Technik die ausfallen oder kaputt gehen kann

    Da unser Schiffchen ja bekanntermaßen eh etwas hecklastig ist (irgendwo habe ich sogar mal was vom "Hängearsch" der VA18 gelesen - Ausdrücke sind das ... :o ), spielt das Argument "Gewicht" für mich eine maßgebende Rolle. Und wir haben uns deshalb für den 3,5 PS Mercury mit Langschaft entschieden.
    Super zuverlässig, geniales Startverhalten (selbst nach der langen Winterpause), sparsam bei 4 kn Marschfahrt. Damit kann ich je nach Welle 50 - 60 min unterwegs sein.

    Was Du überlegen solltest ist der Superlangschaft.
    Wir waren letztes Jahr aus Minde kommend vor Sønderborg unterwegs und hatten bei 5 Bft einen guten Meter Welle in den Alssund stehen.
    Unter Segel (Fock, erstes Reff im Groß) waren wir flott unterwegs, als wir dann aber gegenan das Groß reingenommen haben, war der Hack für den Langschafter ab und zu zu viel und er ist ein paar mal ausgetaucht. Deswegen würde ich hier die XL-Variante nehmen, die es, so glaube ich, bei FH Modell gibt.

    Thema Nachtanken unterwegs.
    Hier zwei Tips:
    - Um tropffrei aufzufüllen habe ich auf meinem 5 ltr Kanister ein Zubehörteil aus dem Motorsägenbereich montiert. Dieser Spezialrüssel hat ein starkes Rückschlagventil drin und es fließt nur dann Treibstoff aus, wenn man dieses mit rel. viel Kraft aufdrückt. Man hört dann, wenn es nicht mehr blubbert und weiß, der Tank ist voll. Vorsichtig aus der Tanköffnung gezogen kommt nicht mal ein kleiner Tropfen Sprit auf Tank oder gar ins Wasser. Das Teil ist wirklich gut.
    - Der Tankdeckel ist mit einer Klemmspange versehen, die in die Öffnung gesteckt wird. Bleibt die Spange drin, kann man den o.g. Spezialrüssel nicht verwenden, denn dieser muss die Öffnung luftdicht abschließen. Ich habe deswegen die Spange abgebaut und ein kleines Loch in die Verkleidung gebohrt, wo ich die Sicherungskette gegen Verlust des Deckels befestigt habe. So verliert man den Deckel nicht und verhindert gleichzeitig das Kleckern aufgrund des Rüssels.

    Also: Ich kann den Mercury empfehlen (übrigens auch mit 5 Jahren Garantie ein guter Tip), die 3,5 PS reichen bei wenig Gas und normaler Welle für 4 kn Marschfahrt. Wenn Du Gas gibst, sind auch leicht 5 kn drin. Von der belagerten Backskiste durch den separaten Tank und dem Nachteil des Gewichts mal ganz zu schweigen.

    Hilft das?

    Gruß, Handbreit und Fairwinds, Stefan vom AMBATA

  • Sorry, noch was vergessen.
    Thema Gasmotor von Lehr.
    Da gab es mal einen Test vor einiger Zeit in der Yacht, da hat das Teil gar nicht gut abgeschnitten.
    Extrem teuer (vor allem mit den Kartuschen), sehr laut und beim Pfahltest komplett versagt.
    Da hatte der Mercury mit Abstand die Nase vorn.
    Also davon wuerde ich die Finger lassen (Mist, bekomme die daenische Tastatur nicht mehr raus... :lol: ).

    Gruss, Stefan von AMBATA

  • Danke euch beiden - damit kann ich etwas anfangen! ich hatte bisher die 3.5PS Dinger gar nicht auf dem Schirm, aber die scheinen ja wirklich auszureichen, nachdem was ihr da berichtet (... und 8-10kg weniger an der Halterung tun dem VAchen bestimmt gut).
    Gruß und einen schönen Saisonauftakt, morgen kommt meine Kleine aus dem Winterlager :D !!!
    Clemens

  • Guten Tag Zusammen,

    dann will ich auch ein bisschen zur AB-Philosophie beitragen. Sicher ist das bisher gesagte (insbesondere HolyMolies ausführlicher Vortrag!) berechtigt.
    Klar, je leichter das Boot, desto besser segelt es. Auch für Fartensegler ist die Segeleigenschaft sicher ganz oben, aber nicht der einzige Aspekt. Darum hier mal eine Betrachtung in Zahlen:

    Der AB mit ca. 25 kg erzeugt eine Hecklastigkeit von ca. 650 Nm.Das "Hängearschproblem" :oops: beim 4-Takt-5PS AB läst sich aber mit ein wenig mit geeignetem Trimm relativieren. Ein längerer Benzinschlauch und den Tank in den vorderlichen Teil der Backskiste reduziert den Hebelarm schon mal um 2 Meter, bei vollem 12 Liter Tank immerhin auch schon 250 Nm weniger Last am Heck. Wenn man die für Fahrtensegler übliche Batterie mit ca. 12 Kg ganz im Vorschiff montiert, ganz im Vorschiff montiert kommt eine Entlastung von 300 Nm am Heck an. Steht die Batterie bisher in der Backskiste (12 Kg * 1 Meter = 120 Nm am Spiegel) macht die Umsetzung der Batterie eine Veränderung von -420 Nm aus. Zusammen sind das also schon mal pan 670 Nm, die man das Heck entlasten kann. Das Motorgewicht ist also mehr vollständig kompensiert.

    Darüber hinaus schlägt das "Lebendgewicht" ganz anders zu buche. Denn allein die Sitzposition bei einem 80-kg-Steuermann erzeugt je 10 cm vorderlicher oder achterlicher eine Hecklast von +/- 80 Nm am Heck. Rutscht man einen halben Meter nach vorn, sind das schon -400 Nm :o , wenn das der Vorschoter auch noch macht, fällt der AB sprichwörtlich nicht mehr ins Gewicht.

    Verrechnet man das dann noch mit dem guten Gefühl auch im Wattenmeer bei ungünstigem Strom oder der Hack-Welle (siehe HolyMoly) ein bisschen mehr Reserve zu haben oder auch nur bei etwas Wind und Welle gegenan nicht gleich bis zum Anschlag aufdrehen zu müssen, komme ich zu dem Schluss, dass mein 5 PS Yamah nicht nur ein Klotz am Bein/Heck ist. Denn bei Hack gegenan bleiben von 5 PS Vollgas im ungünstigen Fall gerade höchsten 2 kn Fahrt über, ich weiß nicht, wie das dann im Zweifelsfall bei dem kleine 3,5 PSer aussieht...

    GBY,

    Reinhard

    Segeln ist ein Wassersport - wer nicht nass werden will, sollte Schach spielen...

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