Hallo zusammen,
ich versuche mal, ein paar Ereignisse und Begebenheiten unseres Törns hier zu veröffentlichen. Vielleicht ist das ja für den ein oder anderen interessant...
Folge 1: Die Anfahrt
Bad Endorf, 03.30 morgens. Es ist dunkel, es ist kühl. Noch einmal tief durchatmen, Zündschlüssel umdrehen, losfahren. Jetzt ist es tatsächlich so weit, wir sind unterwegs. Vor uns liegen knapp 800km, 4 Länder, die Alpen, jede Menge Tunnels, berüchtigte Staustrecken. Wir hoffen auf Sommer, tolle Landschaften, blauen Himmel, türkises Meer. Wird sich der ganze Aufwand lohnen? Wird die Planung aufgehen? Haben wir an alles gedacht? Was kann alles schief gehen? Gedanken, die mir durch den Kopf schießen.
Nach kurzer Fahrt ist die A8 erreicht. Wir sind froh, schon gestern Nachmittag eine erste Etappe bis an den Chiemsee gefahren zu sein, die Baustellen der A9 und München bereits hinter uns zu haben. Das spart uns jetzt knapp 2 Stunden. Die Autobahn ist schon erstaunlich voll und nach kurzer Zeit stehen wir im ersten Stau. Um 4 Uhr morgens. Kann doch nicht wahr sein. Glücklicherweise nur kurz. Der Trailer fährt sich bis knapp über 100km/h sehr angenehm, keine Tendenz zum Pendeln, alles sehr stabil. Es war auch eine gute Entscheidung, noch ein paar Umrissleuchten an der Lichtleiste anzubringen. Das erlaubt eine gute Beobachtung des Trailers bei Nachtfahrt und gibt insbesondere in Engstellen und Baustellen ein gutes Fahrgefühl. Weniger zufrieden bin ich mit dem Masttransport. Der liegt unter dem Boot und ragt die vorschriftsmäßigen maximalen 1,5m über die Lichtleiste hinaus.
Eigentlich müsste das Ende bei Nachtfahrt beleuchtet sein, die rote Fahne reicht hier nicht zur Ladungssicherung aus. Wir hatten noch versucht, eine Batterie-Fahrradleuchte am Masttop zu befestigen, was aber nicht zufriedenstellend und vor allem sicher gelungen ist. Ich frage mich, ob man nicht das weiße Toplicht irgendwie auch für die Ladungssicherung heranziehen könnte?! Vielleicht ein kleines Winterprojekt?
Am meisten Sorge bereitet mir aber die ständige Pendelei des Mastes. Jede Bodenwelle sorgt dafür, dass der Mast wie ein Entenschwanz wackelt. Das kann doch auf Dauer nicht gut sein.
Tennengebirge, Tauerntunnel, Katschbergtunnel, Karawankentunnel, wir habens geschafft. Österreich und die Alpen liegen ohne nennenswerten Stau hinter uns, wir haben Slowenien, das dritte Land unserer Reise, erreicht. Halb Acht, Ljubljana, Zeit für ein Frühstück. Wir wählen das Restaurant zum goldenen M. Leider sind die Parkplätze nicht für 13m-Gespanne eingerichtet, sodass wir kurzerhand mehrere Parkplätze eines nahegelegenen Baumarkts in Beschlag nehmen.
Auch Zeit für eine ausgiebige Kontrolle von Trailer und Ladung. Reifentemperatur ok? Radnabentemperatur ok? Spanngurte fest? Stützen und Stützrad noch fest? Auflagepratzen nachstellen.
Der Mast hat sich beim Transport auf die Seite gedreht. Kein Wunder, dass der wie ein Entenschwanz wackelt. Mast wieder auf den Rücken legen, also Keep nach unten, und noch schnell ein Spanngurt durch die Salingaufnahme gefädelt um ein erneutes umdrehen zu verhindern. So hat der Mast deutlich mehr Stabilität. Die rote Fahne am Masttop ist total zerfleddert. Scheinbar schlitzt sie sich an der Schraube der Windex auf. Großzügiger Einsatz von Tape deckt die scharfen Stellen ab und repariert die Fahne notdürftig, welche nun eher als Symbolflagge unserer Bundesregierung taugt: schwarz-rot.
Merke: Ausreichende Menge an Spanngurten und Tape dabeizuhaben ist kein Fehler.
Ausgiebiges Frühstück, Tanken (der Mehrverbrauch durch den Trailer macht sich schon deutlich bemerkbar), weiter geht's.
Kroatien ist zwar neuerdings in der EU, aber leider noch kein Schengen-Land. Das macht sich durch Grenzkontrollen (schon ewig nicht mehr erlebt, vollkommen ungewohnt) und einen dazugehörigen kleinen Stau bemerkbar.
"Boote sind bei der Einreise über Land mündlich zu deklarieren", heißt es in verschiedenen Publikationen. Aha. Und wie macht man das? Soll ich in die LKW-Zollspur fahren und dann das Boot im Zoll-Kabuff anmelden? Reicht ein freundlicher Hinweis an den Grenzer bei der Passkontrolle? Keine Ahnung. Stelln wa uns mal janz blöd und fahren einfach über die Grenze. Weder der slowenische, noch der kroatische Beamte scheint sich sonderlich für uns, unsere Ausweise, unser Boot oder gar irgendwelche Bootsdokumente zu interessieren. Also gut. Zu viele Informationen im Vorfeld schaden der Entspannung. Man sollte sich auch nicht zu viele Gedanken machen...
Der nächste Zwangs-Stopp entpuppt sich als Mauthäuschen. Der Kassierer ist ein echter Sonnenschein und begrüßt uns mit einem freundlichen "Guten Morgen! Alles klar? Müde, hm?" Die hingestreckte Kreditkarte quittiert er mit "Meister, lohnt sich nicht. Haste nicht 2 Euro klein?" Ham wa. Diese nette Begegnung hat uns gefallen, so langsam macht sich ein Gefühl von "angekommen, Urlaubsstimmung" breit.
Noch vor Mittag haben wir Zagreb links liegen lassen und rollen auf der Küstenautobahn der Sonne entgegen. Der Verkehrsfunk vermeldet keine Staus. Und das in kroatisch, englisch, deutsch und italienisch! Was für ein Service, ich bin baff.
Die geplante Mittagspause entpuppt sich als schwieriger als gedacht. Urlaubszeit + Mittagszeit = Chaos auf dem Rastplatz. Man finde einen Platz für ein Gespann. Es gelingt uns schließlich doch. Vielleicht nicht ganz vorschriftsgemäß, aber auch nicht total daneben. Jedenfalls erregen wir viel Aufmerksamkeit mit unserem Boot, zumindest deutlich mehr als die ebenfalls vorhandenen MoBo-Gespanne. Und das freut uns insgeheim...
Am frühen Nachmittag wird die Landschaft karg und weit. Rechter Hand das mächtige Velebit-Gebirge. Winnetou-Landschaften. Wir unterqueren den Velebit durch den langen Tunnel von Sveti Rok, schlängeln uns Serpentinen herunter, übefahren hohe Viadukte und sehen zum ersten mal: Das MEER! Beeindruckende Landschaften. Rau. Karg. Im Hintergrund die Bora-Wüste von Pag unter strahlend blauem Himmel.
Mit dem Passieren von Zadar steigt die Aufregung, jetzt ist es nicht mehr weit. Runter von der Autobahn, Obolus am Mauthäuschen entrichten, Endanflug auf Biograd, das Thermometer zeigt über 30°C, wir haben den Sommer gefunden!
Weiß der Geier, warum das Navi "halb rechts" sagt und "geradeaus" meint. Das beschert uns jedenfalls eine Ehrenrunde und nervenaufreibendes Geschlängel durch enge Gassen. Schließlich erreichen wir aber doch gegen halb Vier die Marina. Geschafft.
Eigentlich haben wir für einen Tag genug erlebt. Aber leider will da noch ein Boot ins Wasser. Hilft ja nix, ran an den Speck! Wir lernen erst einmal, die gewohnte durchorganisierte deutsche Denke mit festen Kranterminen, Trailerstellplätzen und Wartezonen durch südländische Gelassenheit zu ersetzen. Also suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen, wo wir nicht allzu sehr im Weg stehen und bereiten in Ruhe die Kranaktion vor. Spanngurte und Befestigungen abbauen, Böcke aufstellen, Mast abladen und auf Böcken lagern, Mast von Verzurrungen befreien, alle Teile am Mast montieren und schließlich anstellen zum Einkranen. Kurze Zeit später küsst der Kiel zum ersten mal Salzwasser nur der Mast liegt leider immer noch an Land. Mangels geeigneter Liegeplätze zum Maststellen verbleiben wir kurzerhand unter dem Kran (-> südländische Gelassenheit) und schleppen den Mast an Bord. Ewiges Gefummel mit dem Mastbolzen und schließlich unsere "Lieblingsarbeit": Mast stellen. Inzwischen haben meine Frau und ich etwas Sicherheit darin gewonnen. Aber trotzdem schießt mir immer noch jede Menge Adrenalin durch die Adern und der Puls geht auf 180. Die beste Ehefrau von allen zieht am Vorstag während ich den Mast immer höher stemme und dabei möglichst in der Längsachse halte (bei etwas Schwell im Hafen gar nicht so einfach). 4 Sekunden, die sich immer vieeeel länger anfühlen, und der Mast steht. Jetzt noch solange nach vorne drücken, bis Frau den Vorstagbolzen eingefummelt hat: Geschafft. Ein wohliges Gefühl breitet sich im Körper aus. Mit einer gewissen Genugtuung nehmen wir zur Kenntnis, dass unsere "Vorkraner" immer noch mit Ihrer Jüt beschäftigt sind...
Die Marineros bitten uns nun, den Platz unterm Kran zu räumen, da ein MoBo gekrant werden möchte (-> südländische Gelassenheit). Wir finden einen Liegeplatz etwas weiter draußen am "Operations Jetty" und widmen uns dem Auftakeln in der Abendsonne. Zuletzt wird die Gastlandflagge unter der Steuerbordsaling gesetzt, ein erhebendes Gefühl. Wir fühlen uns wie auf einer "richtigen" Yacht.
Die Sonne versinkt hinter der Insel Pasman während wir einen Liegeplatz ganz vorne am Steg ergattern. Schnell mit dem Auto zum Steg und kurze Zeit später stapeln sich Taschen, Rucksäcke und Beutel am Steg. Soviel Gepäck? Muss das wirklich alles mit? Angesichts schönstem Wetter und schweisstreibender Temperaturen bleiben die Ölzeughosen im Auto. Wer braucht die schon?
Es soll nun schnell gehen. Es dämmert und wir sind mit unseren Kräften nun wirklich langsam am Ende. Schnell einen Parkplatz für Auto und Trailer suchen, ein letzter Besuch im Sanitärgebäude und fertig machen zum Ablegen. Kurzer Blick in die Seekarte (besser: Plotter-App) ob wir auf unserem kurzen Weg um die Stadt auf irgendetwas aufpassen müssen, Westen an, Kind einpicken, Licht einschalten und Leinen los! Unter Motor verlassen wir die Marina, suchen uns einen Weg durch das Yachten-Gewimmel vor der Tanke, bestaunen das Touristengewusel an der Hafenpromenade und fahren schließlich in die sog. "Hotelmarina" auf der anderen Seite der Stadt ein. Das ist eine kleinere Marina, näher an der Stadt, aufgrund der engeren Abmessungen und geringerer Tiefe eigentlich nur von MoBos genutzt. Kein Marinero in Sicht der uns in Empfang nehmen könnte, also suchen wir uns einen freien Platz aus und machen fest. Da taucht doch noch ein Marinero auf und bestaunt uns ungläubig. Besuch in der Dunkelheit, dazu noch von einem Segelboot ist er nicht gewohnt. Er bittet uns auf einen anderen Liegeplatz, wir sind nicht begeistert, da wir wirklich fertig sind und lieber morgen "umparken" würden, aber gut. Kommt jetzt auch nicht mehr drauf an. Noch etwas Papierkram erledigen, Einweisung in die Örtlichkeiten und ab unter die Dusche.
23.00 Uhr, endlich Schlafen. Ein langer und anstrengender Tag geht zu Ende. Fix und fertig, aber irgendwie auch zufrieden. Es hat alles irgendwie geklappt, vieles sogar einfacher und unkomplizierter als gedacht. Jetzt kann der Urlaub beginnen...
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