Hallo zusammen,
sorry, da müsst Ihr jetzt durch: es geht weiter in der Reihe "Firlefanz auf großer Fahrt"
Folge 1: Willkommen im Norden!
„Den Rubikon überschreiten“ schießt mir unweigerlich durch den Kopf. Die Grenze überschreiten, point of no return, jetzt geht es richtig los, here to be monsters...
Die unerwartet scharfe Bremsung unseres Vorausfahrers reißt mich aus meinen Gedanken und katapultiert mich wieder in das Hier und Jetzt: Unser Rubikon heißt Elbe und von überschreiten kann auch keine Rede sein. Wir unterqueren unseren Rubikon. Ein Tunnel unter dem Wasser, dazu noch ein Boot im Schlepptau, also quasi jetzt ein U-Boot. Irgendwie unheimlich.
Immerhin haben wir es bis hierhin problemlos geschafft und meine selbstgebaute Masttransportstützkonstruktion hat die Höhenkontrolle vorm Elbtunnel auch nicht ausgelöst. Und irgendwie erscheint mir die Elbe doch als Grenze. Ab jetzt ist wirklich „Norden“ und unser Ziel schon fast in greifbarer Nähe. Aber auch nur fast. Von weit südlich betrachtet wirkt Flensburg wie ein Vorort kurz hinter Hamburg. Nun, aus der Nähe betrachtet, liegt da noch ein elend langes Stück Weg dazwischen. Vor allem an einem Ferien-Samstag. Der dichte Reiseverkehr verwandelt die Autobahn zwischen Volkspark und Rader Hochbrücke in einen einzigen Parkplatz. Man könnte frustriert ins Lenkrad beißen...
Als wir die Autobahn bei Schleswig verlassen, wollten wir eigentlich schon längst unter dem Kran stehen. Stattdessen zieht sich das letzte Stück Landstraße bis Kappeln wie Kaugummi. Es ist fast drei Uhr Nachmittag, als wir die Steckmest-Marina erreichen und mit einem Regenschauer begrüßt werden: Willkommen im Norden!
Der Hafenmeister ist erst nicht zu sehen und als er dann auftaucht, wird er von allen Seiten bestürmt: Hier Liegegeld bezahlen, da eine Frage nach Winterlager, dort Interesse an einem Boot. Ich bewundere die Engelsgeduld, mit der Herr Steckmest alle Anliegen ruhig und ohne Hektik bearbeitet. Als der Ansturm nachgelassen hat, geht es ans Kranen. Nachdem ich nun eine Lösung für den Masttransport auf Deck gefunden habe, ist das ratz-fatz erledigt. Boot unter den Kran fahren, Leinen und Fender dran, einkranen, fertig. Das war letztes Jahr in Kroatien mit der vorherigen Mast-Montage noch eine ganz andere Nummer.
Gut, das Maststellen ist nach wie vor nervig, zumal wir hier unser Boot erst noch verholen müssen, da wir unter dem Portalkran wohl ein Problem mit der Höhe hätten. Aber um Sieben ist unser Boot fertig aufgetakelt, alle Taschen und Gepäck an Bord, Auto und Trailer geparkt und wir können auf unseren Liegeplatz schippern. Wir sind mit unserer Zeit zufrieden, das reicht, wenn auch knapp, noch zum Einkaufen.
Also schnell vom Boot ins Auto und zum nächstgelegenen Supermarkt gefahren. Auf den letzten Drücker decken wir uns mit den nötigsten Frühstücksutensilien, Vorräten und natürlich, gaaanz wichtig, Plöppern ein. Dass der Supermarkt so ziemlich der am unlogischsten sortierte Laden der westlichen Hemisphäre ist, macht die Sache nicht einfacher und wir schleppen die Einkäufe kurz vor Ladenschluss zum Auto.
Jetzt gilt es auf schnellstem Weg den knurrenden Magen zu besänftigen. Also fahren wir gleich weiter in die Stadt auf der Suche nach einem Lokal. Die Fußgängerzone ist wie ausgestorben aber am Kirchplatz stolpern wir über: „Die Landarztkneipe“. Moment mal. Landarzt? Ist das nicht diese Fernsehserie aus den tiefsten 80ern? Bei meinen Kindheitserinnerungen irgendwo einsortiert zwischen der Schwarzwaldklinik und den Wicherts von Nebenan? Nee, nä. Damit wird hier wirklich noch Werbung gemacht? Ist ja drollig. Aus Furcht beim Betreten der Kneipe in eine Zeitschleife zu geraten und fortan zwischen Vokuhila-Trägern und Schulterpolsterjacken-Trägerinnen leben zu müssen, gehen wir lieber vorsichtig weiter.
Nächste Station: Die Bierakademie. Jawoll, das hört sich doch schon mal um Welten vielversprechender an. Leider ist der kleine Außenbereich restlos belegt, sodass wir noch eine Station weiter müssen: Palette. Joa. Mit etwas Phantasie erinnert das auch an Bier. Es war aber wohl eine andere Palette gemeint. Egal, hier gibt es draußen einen schönen Platz und kurze Zeit später prickelt frischgezapftes Flens im Glas und der Hering liegt auf dem Teller: Willkommen im Norden!
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